Spielejournalismus zum Hören
Für ein Dossier des Grimme Instituts zum Thema „Spielejournalismus“ ist dieses Gespräch entstanden, in welchem André Peschke (The Pod), Michael Graf (GameStar) und Gunnar Lott (Stay Forever) der Frage nachgehen, wie der Boom der Podcasts möglicherweise die Berichterstattung über Spiele verändert.
Hinweis: Die bislang erschienenen Beiträge des Dossiers findet ihr drüben, bei grimme-game.de. Sind ganz tolle Artikel dabei, u.a. von Petra Fröhlich (Ex-PCGames), Jochen Gebauer (The Pod) oder Andreas Garbe (heute journal).
Interessanter Podcast.Wann seid ihr mal wieder im Discord?
Seid ihr betrunken?
Huh?
Ne, weil ich war es als ich es gehört habe.
Ein sehr interessantes Gespräch. Hat gefallen.
Ist nun nicht so sehr überraschend, dass Podcasts ein größeres Ding geworden ist. Selbst abseits vom Beschallen bei anderen Tätigkeiten, so haben sie doch, zumindest für mich, in die Kerbe der Hörspiele von früher (Kassette, Radio etc) geschlagen. Dementsprechend höre ich sie eigentlich generell am Abend im Bett und schlafe dazu auch gerne ein.
Was die Leute an sich angeht, so würde ich wohl eher vom Standard(?)-Muster abweichen. Mir ist egal, wer den Podcast macht, hauptsache ist, dass die Personen passende Stimmen haben und kompetent sind. Selbst früher beim Lesen der Zeitschriften ist mir egal gewesen, wer da den Artikel geschrieben hat. Alles gelesen habe ich so oder so und generell hat mir die Distanz der PC Games schon ziemlich gefallen (die Gamestar habe ich nie probiert, hat aber auch gereicht, dass ein Freund sie immer gekauft hat). Soll heißen, mehr Nähe zu den Leuten zu haben, ist mir komplett egal.
Noch eine Sache zu Werbung in Podcasts: Rocketbeans hat(te) welche eingeführt, die zufällig in den Stream eingesetzt wird. Das bedeutet, während eines Satzes einer der Leute wird er zufällig unterbrochen und irgendwer quakt mich mit irgendeinem Mist zu, natürlich dann noch in anderer Lautstärke als der Podcast selbst. Absolut furchtbar und einer der Gründe, wieso ich ihn nicht mehr höre. Selbst eingesprochene Werbung würde mich stören. Die war früher beim Fernsehen schon nervig (habe natürlich immer den Kanal gewechselt) und heute ist sie es immer noch.
PS: Wer würde denn den unnötigen Gebrauch von Anglizismen ankreiden? *hust*
Sehr interessantes Gespräch, schade dass die Zeit so knapp bemessen wurde, der Podcast schneidet vor allem gegen Ende hin einige wichtige Themen an. Lott und Peschke stimmen den Abgesang auf den textbasierten Journalismus an, der wiederum von Graf verteidigt wird. Die Argumente regen zum Nachdenken an, man kann gespannt sein wohin sich der Spielejournalismus entwickeln wird.
Warum so kurz? Das Thema wäre auch nach 2 Stunden noch nicht langweilig geworden. Sollte es eine Fortsetzung / Wiederholung geben, dann plant bitte mehr Zeit ein :)
Wow, ich bin ziemlich überrascht dass Gunnar ziemlich dirket zugibt, das der Erfolg von Stay Forever mehr mit den Personen und den Zeitpunkt zu tun hat, als mit den Inhalt.
Hätte gedacht der enorme Erfolg von Stay Forever (wenn man Patreon als Maßstab sieht (zum vergleich, “Retronauts” ein ähnlicher Podcast auch mit namenhaften Personen bekommt viel weniger Geld bei einen viel größern Publikum)) hätte das Ego etwas aufgeblasen.
Aber der Herr Lott wirkt unglaublich bodenständig.
Aber ich will nochmal betonen, was wie Anomalien The Pod und Stay Forever sind. Selbst englischsprachige Podcast haben Probleme 10 000 Dollar zu erreichen (bei Patreon). Das zu toppen mit einen deutschsprachigen Videospiele Podcast sollte eigentlich unmöglich sein und doch ist es so.
Um noch etwas Sand ins getriebe zu streuen, ich bezahle übrigens für keins von beiden. Bei the Pod würde ich vielleicht bezahlen um es nicht zu hören, aber das ist ja gottseidank keine Option.
Bin mehr oder weniger bei Lucomo, und halte Podcasts im Allgemeinen auch für einen Teil der logischen Weiterentwicklung von Hörspielen > das Erwachsenwerden der Zielgruppe verlangt ein Themenspektrum und eine Herangehensweise an Themen, die Hörspiele (auch gezielt für ein erwachsenes Publikum produzierte) nur begrenzt abdecken können.
Dazu passt auch das Thema “Persönlichkeiten”: Meiner Meinung nach spielt aber der Bekanntheitsgrad der Akteure eine untergeordnete Rolle (ich zahle für StayForever und ThePod, konnte aber mit den Namen Lott, Schmidt, Peschke, usw. vorher absolut nichts verbinden) gegenüber der “Massenkompatibilität” der Persönlichkeiten.
Mit dem Erwachsenwerden ging auch eine enorme Vergrößerung der Menge an Alltagsthemen daher, bei denen das Thema Spiele (oder allgemein ein “Hobby”) aufgrund der Priorität im Alltag oftmals untergeht. Es gab in der Vergangenheit schon etliche Studien darüber, die belegen, dass unser Gehirn
wiederkehrenden Charaktere in Medien eine ähnliche Klassifkation zu Teil werden läßt wie Freunden im realen Leben.
Mit diesen beiden Punkten im Hinterkopf, bieten Podcast die Möglichkeit derartige “Gespräche” trotzdem weiter zu haben, weil sie absolut zeiflexibel sind, und aufgrund der großen Auswahl auch oft genug Themen anbieten, bei denen das persönliche Interesse hoch ist.
Das Podcast bindet weniger und läßt Raum zum eigenen Denken und Werkeln.
Die andere Grummellage liegt an einem Gefühl, dass der Rest nicht völlig strulle ist und Gemeinsames miterlebt hat – natürlich ist Christians Meinung oft verpeilt. Die Themen sind, nicht falsch verstehen, weniger relevant und wichtig. Durch das Altern zeigen sich gewisse Abnutzungserscheinungen. Die Seite bietet, noch, eine gefühlte Ruhe, Intimität und pflegt eine – wenn auch etwas biedere – Streitkultur.
Schöne Diskussion – allerdings möchte ich der Aussage von Michael vehement widersprechen, dass ein Acht-Seiten-Special in einem Printmagazin tiefer ins Detail geht als ein Podcast, weil da ja einzelne Experten mehr zu Wort kommen können. Gerade das gilt ja doppelt und dreifach für einen Podcast – denn auch in diesem kann man problemlos Experten entweder selbst zu Wort kommen lassen oder ausführlich zitieren. Das mache ich in meinen Episoden ja auch, und in wesentlich ausführlicherer Form, als ein Printmagazin es jemals könnte. Als Beispiel sei die “Space Quest 4”-Episode genannt (http://gamenotover.de/2019/02/17/level-031-space-quest-4/), deren finaler Text volle 24 Seiten umfasste. Ich würde diesen Umfang gerne mal in einer Zeitschrift sehen.
@Gunnar: Vollste Zustimmung, was die Tiefe der Arbeit angeht. Für mein Hobby “Game Not Over” arbeite ich auch wesentlich journalistischer und tiefschürfender, als zu der Zeit, als ich dafür noch bezahlt wurde. Es ist sehr angenehm, sich für gewissenhafte Recherche die Zeit nehmen zu können, die man braucht.
Ein sehr interessantes Gespräch. Allerdings hat es mich erstaunt, dass Gunnar “Stay Forever” in die Kategorie der “Laber-Podcasts” einordnet. Für mich ist der Grund, warum ich Stay Forever gerne höre, aber die allermeisten anderen Gaming-Podcasts nicht ausstehen kann, eben die Tatsache, dass es KEIN “Laber-Podcast” ist, sondern eine tief recherchierte und diszipliniert vorgetragene Rezension eines Spiels. Ich würde Stay Forever deswegen zumindest näher an den “Feature-Podcast” angelehnt sehen (auch wenn dazu einige Zutaten fehlen) als an den “Laber-Podcasts”.
Obwohl es sicher richtig ist, dass die Persönlichkeiten der Sprecher (und überhaupt die Zwischentöne) einen Podcast erst sympathisch machen, ist es fatal zu glauben, dass Inhalte zweitrangig sind. Zu viele Podcaster halten sich für begnadete Stand-Up-Unterhalter, denen man auch kritiklos an den Lippen hängt, wenn sie nur erzählen, was ihnen gerade einfällt. Dabei will ich gar nicht sagen, dass diese Laber-Podcasts keine Berechtigung hätten. Ihr Erfolg gibt ihnen durchaus recht. Aber ich bin froh, dass Stay Forever keiner ist!
VG,
Alex
Ach, ja und nein. Der Laber-Podcast definiert sich ja durch das Gespräch auf Augenhöhe – ich hätte auch “Gesprächspodcast” sagen können. Ob das Gespräch nun auf Expertenniveau oder einfach eine lockere Plauderei ist, ist dafür erstmal nebensächlich. Die erfolgreichen Podcasts dieser Art leben ja oft davon, dass die Beteiligten Wissen haben, dass der Hörer so erstmal nicht hat und das anschaulich und lebensnah vermitteln. Ob das nun ein nacherzähltes Treffen mit Peter Molyneux ist, eine Theorie zum Game-Design von Darkest Dungeon oder eine Prognose zum Thema E-Mobilität, das ist dann eine Geschmacksfrage.
Ja, wenn man den Begriff “Gesprächspodcast” verwendet, stimme ich zu. “Laber-Podcast” hat als Begriff für mich einen abwertenden Beigeschmack, der auf ein Qualitätsprodukt wie SF aus meiner Sicht einfach nicht passt. Danke für die Erläuterung. VG!
Ich will niemanden krotisieren und ich bin auch Fan von allen Beteiligten. Aber diese Meta-Gespräche wo man sich gegenseitig die Eier schaukelt gefallen mir persönlich nicht so. Ausserdem wirkt es ziemlich spiessig wenn man das Duzen erklärt. Bitte nicht persönlich nehmen. Ihr macht einen tollen Job.
Verstehe ich. War aber hier halt die Aufgabe.
Nur zur Info: Zum Thema “Spiele & Journalismus” wurde bei Grimme Game ein weiterer Podcast veröffentlicht. Über Qualität im Spielejournalismus.diskutiert diesmal André Peschke mit Christian Stöcker:
https://www.grimme-game.de/2019/10/02/qualitaet-im-spielejournalismus/
Stöcker hat u.a. das Buch “Nerd Attack! Eine Geschichte der digitalen Welt vom C64 bis zu Twitter und Facebook” geschrieben. Bei Google Books gibt es eine Leseprobe: https://books.google.de/books/about/Nerd_Attack.html?id=jUFWqtvG4fIC&printsec=frontcover&source=kp_read_button&redir_esc=y#v=onepage&q&f=false
Mich würde mal interessieren lieber Gunar wie und woraus die Umsätze berechnet werden. Ansonsten guter Podcast.