Der IBM-PC (SFT 4)
Wir kennen ihn als »den PC« – dabei war der IBM 5150 nur einer von vielen »persönlichen« Computern, als er im Jahre 1981 auf den Markt kam. Was folgte, war die beispiellose Erfolgsgeschichte einer Computerplattform, die auch vierzig Jahre später noch den Markt beherrscht. Ohne, dass ihr Schöpfer noch etwas davon hätte. Ebenso ungewöhnlich wie der sagenhafte Erfolg des PCs war seine Entstehung: Es ist eine Geschichte von großer Ambition für eine kleine Maschine, von Innovation aus Bewährtem, von Mythen und Mysterien – und von einem Elefanten, der den Stepptanz lernt.
Stay Forever Technik ist unsere Ergänzung zu den auf Spiele fokussierten Formaten Stay Forever und Super Stay Forever und beschäftigt sich mit der Technik rund um das Spielen am Computer oder der Konsole. In dieser Ausgabe reisen Henner Thomsen und Gunnar Lott tief in die Geschichte einer Maschine, die nur wirklich nicht als Spielemaschine begann, sich aber dennoch durchsetzte.
Hinweis I: Mit einem der Schöpfer des PC, Dr. David Bradley, hat Henner ein ausführliches schriftliches Interview auf Englisch geführt, das ist hier dokumentiert: Interview mit David Bradley.
Hinweis II: Die Folge hat umfangreiche Kapitelmarken, in denen ihr Bilder zu den Geräten und Spielen sehen könnt, die wir besprechen. Ihr braucht aber einen Podcatcher, der die anzeigen kann, wir empfehlen für mobile Geräte Podcast Addict, Pocket Casts und Overcast.
Hinweis III: Zu diesem Thema ist im Unterstützerbereich von Patreon/Steady eine Ergänzungsfolge „Wusstet ihr schon…?“ erschienen, in der die Podcaster noch eine Reihe von Fakten und Anekdoten nachliefern. Klick: Patreon/Steady.
Podcast-Credits:
Sprecher: Henner Thomsen, Gunnar Lott
Audioproduktion: Matthäus Ihrke, Christian Schmidt
Titelgrafik: Paul Schmidt
Intro, Outro: Nino Kerl (Ansage); Chris Hülsbeck (Musik)
Reklame: Diese Podcast-Folge gibt es auch auf Spotify, als Audio-Datei im Feed und natürlich auf iTunes. Wir freuen uns über Reaktionen und Empfehlungen auf Twitfacegram oder wie das heißt. Und bei Discord. Wer uns unterstützen möchte, kann durch ein Abo auf Steady oder Patreon tun (da gibt es auch massig sensationellen Extra-Content). Oder, was auch immer schön ist, ist ein Kauf von irgendwas auf Amazon mit diesem Affiliate-Link. Und übrigens haben wir auch einen ganz tollen Shop.
Charity: SF ist Fördermitglied im Retrogames e.V. und bei der Hamburger Tafel e.V.
War schon Neugierig was der Oktober so bringt. Freu mich drauf :)
Der PC verliert an Bedeutung? Worauf schneidet ihr eure Podcasts? O Sterne für die Aussage!
Oh, niemand bestreitet, dass der (Windows-)PC die weltbeste Plattform zum Spielen und Arbeiten ist. Doch gemessen an seinem Marktanteil ist er nicht mehr so dominant wie noch vor zwanzig Jahren – selbst wenn man die Smartphones außen vor lässt, die für sehr viele Menschen mittlerweile das wichtigste „Computer“-Werkzeug sind. Und schließlich werden Web-basierte Anwendungen und Streaming-Angebote immer wichtiger, denen die genutzte Plattform egal ist.
Ein toller Podcast, vielen Dank für diese Folge! Allerdings habt ihr eine (völlig unbedeutende) kleine Ungenauigkeit drin. IBM hat sehr wohl einen eigenen Joystick rausgebracht. Allerdings nur für den PCjr.
Das stimmt, danke für den Hinweis! Es ging dabei zwar um den Ur-PC, für den es von Anfang an eine Gameport-Karte gab, aber eben keinen IBM-eigenen Joystick – und nicht um spätere Modelle, der PCjr kam ja erst 1984 auf den Markt. Aber das hätten wir präzisieren können.
Eine schöne Episode.
Auch heute gibt es noch Bestrebungen großer Firmen, ihre Mitarbeiter zum singen von Firmenliedern zu bewegen. Ist allerdings eher cringy.
https://www.youtube.com/watch?v=K5LiUrezV6k
Diese Firmem-Hymnen lassen mich spontan an den alten Rollerball Film denken. Einfach gruselig! Wie wäre es stattdessen mit vernünftiger Bezahlung und langfristigen (sicheren) Verträgen um die Loyalität zu fördern? Nee, das wäre ja zu einfach.
IBM tat damals beides, die haben sehr früh schon bezahlten Urlaub, 40-Stunden-Woche und Ähnliches eingeführt, als das in den USA noch lange nicht selbstverständlich war.
Aber heute nicht mehr.
Mittlerweile singen einen die Leute in die Cloud: https://www.youtube.com/watch?v=Zk3wIBX9sjM
Auch interessant:
Gary Kildall, der Entwickler von CP/M starb bereits 1994 und war einer der Moderatoren der TV-Sendung „Computer Chronicles“.
Die gesamten Sendungen sind liebenswert retro-futuristisch und bei Youtube.
Hier ein Special über Kildalls Leben: https://youtu.be/Tdj8gh9GPc4
Er soll sich angeblich von Microsoft betrogen gefühlt haben und dem Alkohol verfallen. Sein Tod ist etwas mysteriös.
https://en.wikipedia.org/wiki/Gary_Kildall
Oh ja, danke für den Link! Das ist tatsächlich sehenswert, wie auch viele „Chronicles“-Episoden.
War sicher die Inspiration für „NEUES – Die Computershow“ von 3sat damals. ☺
Definitiv. Hatte da einige vor über einem Jahr gesehen, was mich dazu veranlasst hatte, nach alten deutschen Magazinen zu suchen, die einem Mikrocomputer von der Pike auf erklären (von Software habe ich schon nicht soo die Ahnung, bei Hardware sieht es noch schlechter aus). Wirklich fündig bin ich jedoch nicht geworden (außer vielleicht die c’t?). Könntest du also deutschsprachiges Material empfehlen (Magazine, Bücher), die…relativ allumfassend sind? Rückblickend wird ja immer sehr viel ausgelassen, deswegen sind alte Quellen bevorzugt.
Den Apple ][ konnte man schon CP/M kompatibel bekommen, man musste nur eine Z80 Karte einsetzen.
Funfact: die erste Z80 Karte kam von einem kleinen Unternehmen namens Microsoft (damals: Micro-Soft). Das war Ende 70er, Anfang 80er auch die Haupteinnahmequelle von MS. Die Karte selbst war nicht von MS entwickelt und das Betriebssystem war auch Digital Research lizenziert.
Eine der Killerapplikationen für CP/M war damals dBase.
… und die Karte stammte von SCP :)
Henner hat recht. Es braucht unbedingt ein Schleichfahrt-Folge!
+1 für die Schleichfahrt-Folge
Jawoll!
„Kompabilität“! Fast so schön wie „Täräää“ aus der Mail Order Monsters Folge ;-)
Wo ihr es erwähnt, ich habe mich damals am C128 immer gefragt, wofür dieses CP/M gut sein soll. Ach, so viele Themen, über die man mal sprechen könnte…
Über so robuste/langlebige Hardware würde ich mich heute auch sehr freuen.
Mal wieder eine wunderbare Technik-Folge, die nur ein Problem hat. Sie ist wie ihre Vorgänger viiiiel zu kurz. Die Zeit verght beim Hören wie im Flug, da darf eine Folge auch mal 4-5 Stunden lang sein ;)
Jop, wie allgemein bekannt ist: Länger ist besser!
Trotz Informatikstudium, einem ersten Computer Atari ST und insgesamt viel Interesse an IT wieder was gelernt. Danke! Ich empfehle übrigens als passenden Ausflug das Heinz Nixdorf MuseumsForum in Paderborn.
Und bei der Austauschbarkeit bin ich eher bei Gunnar. Es war doch schon zu Zeiten des Pentium üblich, dass man wegen eines neuen Prozessors ein neues Board brauchte, dann auch gleich den Speicher austauschte (oder sogar musste), wegen der besseren Performance auch eine neue Grafikkarte kaufte, etc. Soundkarten und Monitore waren da noch am langlebigsten, aber auch Monitore mussten immer wieder erneuert werden.
Sehr coole Folge! Finde es super, dass ihr bei der Geschichte in den Technikfolgen immer weit vorne anfangt. So kann man es sehr gut in den geschichtlichen Kontext einordnen und man bekommt einen solchen Vorlauf sonst auch in der Regel nicht zu hören/lesen. Meistens geht es sonst direkt mit der Entwicklung des Geräts los.
Übrigens finde ich es grundsätzlich sehr gut, wenn die Folgen mit einem Musiksample aus der damaligen Zeit anfangen (wie z. B. auch bei die Star Trek Folge neulich). Hätte man mich vorher gefragt, hätte ich gesagt, das macht wohl keinen großen Unterschied, aber jetzt wo ich es höre, muss ich sagen, der Unterschied ist riesig. So wird man gleich zu Beginn emotional in die Zeit damals versetzt, viel stärker als es durch Worte möglich wäre. Und wo ich es höre, finde ich es eigentlich auch sinnvoll, nicht noch zusätzlich das Intro zu bringen, das würde den Eindruck, den die Musik hinterlässt, abschwächen, denke ich.
Die allerletzten Atari-ST-User halten sich übrigens wacker ;-) :
https://www.golem.de/news/retro-computer-campingplatz-besitzer-verwendet-atari-1040st-seit-1986-2110-160049.html
Wiedermal hervorragende Episode.
Am Ende wurde erwähnt dass die aktuellen Konsolen ein Gegenspieler des PCs seien. Faktisch richtig, aber bei genauerer Betrachtung muss man hier doch feststellen, dass der PC diese Geräteform ja quasi übernommen hat. Eine XBox zB ist im Gegensatz zu früheren Konsolengenerationen nichts anderes mehr als ein leistungsstarker und subventionierter mini-PC mit 100% PC HW und SW inkl. Windows was man nur nicht zu sehen bekommt, nur eben als geschlossenes System. Der Siegeszug des PCs hält also weiter an.
Das kommt darauf an aus welcher Perspektive man das Ganze betrachtet. Sicher ist richtig, dass sich in vielen Anwendungsfeldern die X86 Befehlsarchitektur durchgesetzt hat (siehe auch PS4, PS5). Dabei reden wir aber erstmal nur über den Prozessor und seinen Befehlssatz. Die „klassische“ PC-Konfiguration (Wintel) würde ich als Intel-Chip + Microsoft Betriebssystem (sei es nun DOS oder Windows) definieren, und das ist bei der Playstation definitiv nicht der Fall. Zumal die modernen Windows Versionen auf dem NT-Kern basieren und mit DOS nichts mehr zu tun haben. Und die aktuell erfolgreichste Konsole, die Switch, basiert auf der ARM-Technologie, die in nahezu allen mobilen Endgeräten läuft, die – wenn man nach Verkaufszahlen geht – den Computermarkt mittlerweile dominieren. Siegeszug? Naja…
Zudem hat der PC (genauer: die x86/x86_64-Plattform) die Entwicklung und Verbreitung von Linux befördert und damit auch die Server-Landschaft revolutioniert.
Der Podcast erinnert mich an einen geflügelten Satz in der IT: „Nobody ever got fired for buying IBM“… :)
Auch ein Interessanter Aspekt der Firmenkultur: Im R&D Center in Ehningen gibt es im Eingangsbereich eine Wand mit Bildern von Mitarbeitern, um an die Wand zu kommen muss man eine gewisse Anzahl Patente auf seinen Namen eingereicht und genehmigt bekommen haben. Als ich dort war waren es glaube ich fünf Patente, die Zahl muss aber immer wieder erhöht werden weil der Platz ausgeht.
Bei IBM gibt es den internen Rang des „IBM Fellow“, von diesen Menschen gibt es in der Firmengeschichte 325. Diese 325, darunter 5 Nobelpreisträger, haben zusammen fast 10000 Patente eingereicht.
Tolle Folge. Sehr unterhaltsam und interessant.
Vielen Dank
Danke für diese interessante Folge. Eure erzählte Entwicklungsgeschichte über den PC stimmt weitgehend überein mit dem, was ich darüber gelesen habe. So ganz wird man das alles ohnehin nicht mehr rekonstruieren können. In einem Punkt muss ich aber widersprechen. IBM wollte überhaupt kein offenes System, sondern versuchte durch seinen theoretischen Hardware-Standard ein Marktmonopol zu erreichen und sich gegen Drittanbieter abzuschotten. Zum Glück ist IBM dies nicht gelungen und die Rechnung ist nicht aufgegangen. Die Betriebssysteme setzten den eigentlichen PC-Standard. Andernfalls gäbe es heute wohl kaum PC-Spiele. Der tatsächliche Standard für die Verbreitung des PCs kam von Microsoft über DOS und Windows. Microsoft erkannte damals die Zeichen der Zeit und entwickelte mit Blick auf Privatkunden, wofür IBM sich immer zu fein war. Im Umkehrschluss verdankt Microsoft den PC-Spielern vermutlich den größten Teil seiner Umsätze, denn Windows bildet nach wie vor die wichtigste Plattform für kommerzielle Computerspiele. Auch was die Nutzung des PCs betrifft, waren die USA anderen Ländern weit voraus. Dort spielte man schon auf MS-DOS-PCs, als bei uns nur Spielkonsolen und Homecomputer im privaten Einsatz waren. Der Computer und insbesondere der PC bot zum Spielen einfach mehr Möglichkeiten. Der Grund dafür, dass viele der älteren Spiele heute noch so beliebt sind und dass das Interesse an ihnen noch so groß ist, liegt wahrscheinlich gerade darin, dass diese ihren Ursprung auf dem Computer und nicht auf der Spielkonsole haben. Was ich am PC immer besonders schätzte, war die absolute Freiheit seiner Nutzung. Aber ich befürchte, dass es damit zur Neige geht und über die Mobilgeräte die Konsumenten von der Industrie immer stärker abhängig und bevormundet werden. Bezüglich der Sorge um die schwindenden Marktanteile des PCs muss ich Euch leider beipflichten. Die Folgen sind durchaus gravierend. Beispielsweise sind Simulationen als klassisches Computerspiel-Genre weitgehend ausgestorben. Ich kann nur hoffen, dass der PC nicht noch mehr Marktanteile an seine Konkurrenten verliert.
Danke für Deinen umfangreichen Kommentar!
Tatsächlich war die Offenheit des Systems von Anfang an geplant. Allerdings sollte sie nur den Herstellern von Software und Zubehör den Zugang zur Plattform ermöglichen – nicht den Klonherstellern. Die waren nicht eingeplant, IBM konnte sie bloß nicht aufhalten.
Spitzen Folge. Da kann ich richtig schön abtauchen. Ich schlafe leider immer ein und komme nicht über die Hälfte…
(liegt nicht am Inhalt, bin abends einfach fix und foxi)
Kann mir deshalb jemand hier in ein paar Sätzen zusammenfassen, was IBM heute noch macht?
Sind die eher auf dem absteigenden Ast (quasi wie General Electrics, die mal cutting edge waren und jetzt kaum noch jemand kennt)
oder hat IBM eine Zukunft?
Vielen Dank
Denen geht’s gut – machen ihr Geld mit Supercomputern, Beratung, KI und Cloud-Diensten.
Sehr schöne, interessante Folge mal wieder. Auch wenn ich als Nicht-(mehr-)PC-Spieler von Henner nicht begrüßt wurde…
Das tut mir leid – betrachte Dich als nachträglich begrüßt! Hallo!
So, nun habt Ihr es geschafft. Endlich bin ich Abonnent/Patreon. Obwohl ich garnicht so ein leidenschaftlicher Gamer bin, bin ich schon länger einer dieser „stillen Zuhörer“, gewesen.
Letztlich waren für mich die Technikfolgen das Sahnehäubchen. Selbst das Thema IBM-PC, Soundkarten oder 3D-Brillen fesselten mich, obwohl das zunächst garnicht so spannend für mich klingt, vorzugsweise ans Lenkrad. Denn ich höre Euch hauptsächlich im Auto. Da fliegt die Zeit zur oder von der Arbeit und sonstigen mobilen Ausflügen und zusätzlich bin ich noch weit entspannter unterwegs, als üblich im Berufsverkehr.
Vielen Dank dem gesamten Team und Euren Gästen/Interviewpartnern/Experten.
Ich hoffe auf weitere Technikfolgen, sowie unbedingt die Fortsetzung von Startrek TOS.
Wow, das war eine der besten Podcasts die ich bisher gehört habe. Super gemacht und die Infos über den IBM XT und sein Werdegang sind bereits in meine Führung im Kautzner Computer Museum eingeflossen. Das Format ist wirklich tol!