Populous – Interview Peter Molyneux
Im Rahmen der Recherche für den Podcast zu Populous führten Gunnar und Christian ein Gespräch mit Peter Molyneux, dem legendären Game-Designer und Urvater der Göttersimulationen, ein Genre, das er im Alleingang mit dem Spiel im Jahr 1989 aus dem Nichts erschuf.
Das Interview wurde in englischer Sprache geführt.
Viel Spaß beim Hören!
Infos zum Spiel:
Thema: Populous, 1989
Plattform: Amiga, Acorn Archimedes, Atari ST, FM Towns, MS-DOS, Game Boy, Mac OS, NES, NEC PC-9801, PC Engine, Sega MegaDrive, X68000, SNES
Entwickler: Bullfrog Productions
Publisher: Electronic Arts
Genre: Wirtschaftsimulation
Designer: Peter Molyneux, Glen Corpes
Podcast-Credits:
Sprecher: Peter Molyneux, Gunnar Lott, Christian Schmidt
Audioproduktion: Fabian Langer, Christian Schmidt
Titelgrafik: Paul Schmidt
Intro, Outro: Nino Kerl (Ansage); Chris Hülsbeck (Musik)
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Respekt, dass Ihr den bekommen habt!
Er gibt ja nicht mehr so viele Interviews …
Nicht? Ich dachte, die wären nur hinter der Paywall…
Ne Molyneux gibt seit dem Godus/RockPaperShotgun Interview wohl nicht mehr so viele Interviews.
Ich bin ehrlich zwiegespalten wenn es um Interviews mit Peter Molyneux geht. Einerseits freue ich mich für euch, dass es euch gelungen ist jemandem wie ihn für ein Interview gewinnen zu können. Andererseits bin ich mir nicht sicher welchen Wert ein Interview mit einem gewohnheitsmäßigen, grenzwertig pathologischen, Lügner hat.
Molyneux hat ein sehr loses Verhältnis zur Wahrheit um es höflich auszudrücken. Die Spielepresse hat das über die Jahre sehr romantisiert und stellt es bis heute – und ihr seid da keine Ausnahme – als nur leichte charakterliche Verfehlung dar und etwas was fast etwas charmant ist. Auch weil Molyneux ein sehr gewinnender, charmanter Mensch ist (ein sehr häufige Charakterzug von Soziopathen übrigens).
Jetzt kann ich im Gegensatz zu John Walker von Rock Paper Shotgun nicht beurteilen ob Molyneux tatsächlich irgendeiner Pathologie unterliegt aber ich frage mich trotzdem welchen Wert ein Interview mit ihm haben kann wenn ihr in der Hauptfolge an sehr vielen Stellen das Gesagte schon einordnen und mit Kontext versehen müsst. Weil es zu vielen seiner Aussagen nicht nur keine Belege gibt sondern auch weil seine Aussagen von den Aussagen anderer über die Jahre widerlegt wurden. Auch weil sich die Geschichten die Molyneux selbst erzählt hat über die Jahre immer wieder geändert haben und sich mittlerweile gegenseitig widersprechen.
Welchen Wert hat der O-Ton eines Menschen der sich – wohlwollend interpretiert – nur sehr ungenau an seine Karriere erinnert oder der – zynisch interpretiert – zum Teil durch Drittquellen belegbar gewohnheitsmäßig lügt und die Wahrheit zu seinen Gunsten verdreht?
Er ist mir ehrlich gesagt auch etwas unheimlich; so wie Zuckerberg oder Jeff Bezos. Christian hat ihn im Podcast zu der Biografie auch recht schön analysiert. Wenn er über andere redet, dann in ihrer Funktion (Nutzen) für ihn. Ich denke aber, dass solche Persönlichkeitstypen in Verbindung mit einem Genie in Wirtschaft, Kunst und Politik große Dinge bewirken können. Als besten Freund, Chef oder Kollegen würde ich ihn aber nicht wollen. Ich würde z.B. keine Genugtuung empfinden, wenn jemand, der mir ökonomisch mal quer gekommen ist, bankrott geht und ich ihm dann seine Behausung abkaufe.
Ich kann dieser Ferndiagnose nichts abgewinnen, zumal wenn sie den Charakter eines fremden Menschen pauschal beurteilt. Den Begriff vom „pathologischen Lügner“, den Walker da in die Welt gesetzt hat, halte ich ich für mindestens problematisch. Es ist aber auch nicht unsere Aufgabe, Molyneux ein Charakterzeugnis auszustellen.
Der Wert eines solchen Interviews liegt in erster Linie in den O-Tönen eines zentral Beteiligten, die dann mit anderen Quellen abgeglichen werden können. Um ehrlich zu sein, hat er uns in dem Gespräch nicht viel Neues erzählt. Das bedeutet aber auch, dass sich der Wahrheitsgehalt seiner Anekdoten ganz gut überprüfen lässt. Die Grundzüge der Erzählung von Taurus Impex, den frühen Tagen von Bullfrog und der Entstehung von Populous wurden von anderen Beteiligten wie Les Edgar und Glenn Corpes ähnlich wiedergegeben, teils existieren schriftliche Quellen wie die Gewerbeanmeldung von Taurus Impex.
Klar erinnert Molyneux ungenau und schmückt anekdotisch aus, aber wem von uns ginge das nach 30 Jahren anders? Zeitzeugen-Erinnerungen sind mit so großem Abstand grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen. Dass das dann eine Lüge sei oder gar eine „Verdrehung der Wahrheit zu seinen Gunsten“, ist Unterstellung. Ich würde mir ein solches Urteil nicht anmaßen.
Ich bin gar nicht zwiegespalten. Interessanter Mensch, hat viel für die Welt der Computerspiele geleistet, hat tolle Spiele hervorgebracht. Das Interview ist einfach ein Beitrag für den Journalismus in diesem Bereich. Den Inhalt kann ja jeder so interpretieren wie er möchte. Ich danke Stayforever für die Arbeit dieses Interview zu führen und finde es sehr interssant.
Schönes Interview. Dürft Ihr eigentlich sagen, ob Ihr vorher unterschreiben musstet, nicht Godus anzusprechen?
Wir haben nichts unterschrieben. Aber unser Thema war auch nicht Godus, sondern Populous.
Etwas noch zur Kategorisierung von Peter Molyneux als krankhaftem Lügner. Im Gegensatz zu Politikern, die das vollberuflich und nur zum persönlichen Vorteil tun, hat er, aus meiner Sicht, einfach eine überschäumende Phantasie, und wollte gern größere Spiele machen, als es möglich ist oder war. Das sollten die Spieler aber inzwischen gelernt haben. Peter Molyneux ist für mich ein Wenig wie die Hauptfigur aus „Big Fish“. Man weiß, daß er übertreibt, aber man hört ihm trotzdem gern zu. Und ich hatte mit jedem Spiel, das ich von ihm gespielt habe, auch einen Riesenspaß. Alles gut.
Den Leuten, die sich an ungenau erzählten Erinnerungen stören, lege ich die Kurzgeschichte „Im Dickicht“ von Ryunosuke Akutagawa ans Herz. Jeder erinnert sich anders, keine zwei Erzählungen des selben Ereignisses sind genau gleich.
Ich bin froh, noch einmal ein Interview mit ihm hören zu können. Man muß es ja nicht.
Man konnte Syndicate im Multiplayer spielen?? Warum erfahre ich das erst jetzt? Muss ich mal noch mal recherchieren.