REVIEW | Prince of Persia: The Lost Crown
Ubisoft entstaubt Jordan Mechners Prince of Persia und kombiniert in The Lost Crown 2D-Retro-Flair mit Tugenden der 3D-Teile. Ein Text von Fabian Käufer.
Endlich mal gute Nachrichten rund um Prince of Persia! Nach Forgotten Sands aus dem Jahr 2010 mussten Fans fast 15 Jahre lang leiden. 2020 wurde zwar ein aufwendiges Remake von Sands of Time, DEM 3D-Klassiker der Reihe angekündigt, doch zwei Ubisoft-Studios in Indien verhoben sich daran kolossal – ein erster Trailer erntete viel Spott. Schließlich migrierte Ubisoft das Projekt zum Vorzeigestudio in Montreal, seitdem war davon aber nichts mehr zu sehen.
Das überraschende Metroidvania
Im Sommer 2023 enthüllte man eine Art „Überbrückungsspiel“: The Lost Crown. Das ist ganz ohne Verzögerungen am 18. Januar erschienen – und bestechend gut. Ubisofts Montpellier-Studio hat ein 2,5D-Metroidvania gebaut, das sich vor den Größen dieser Spielart nicht verstecken muss. Zwar ist der Protagonist namens Sargon neu, doch der rennt, springt, klettert und schwingt elegant wie eh und je, denn die verschachtelte Spielwelt bietet allerlei klug konstruierte Geschicklichkeitspassagen. Das Kampfsystem kommt mit wenigen Tasten aus, bietet in seinen Details aber viel Tiefgang und verlangt dem Spieler einiges ab. The Lost Crown schafft es, selbst Standardgegner zu einer spürbaren, aber nicht nervigen Herausforderung zu machen. Bei den teilweise riesigen und oft fantasievollen Bossen kommt fast „Souls“-Feeling auf – das richtige Verständnis für den Einsatz von Paraden und Ausweichrollen ist hier unabdingbar.
Um dennoch niemanden zu vergraulen, kann man den Schwierigkeitsgrad in vier Stufen anpassen oder ihn auf Basis verschiedener Parameter individuell konfigurieren. Außerdem gibt es einen geführten Modus, der mehr Hinweise auf der Automap enthält, und eine Variante für unerschrockene Entdecker mit weniger Hilfestellungen. Tatsächlich kann man sich in The Lost Crown durchaus verlaufen, die Spielwelt am verfluchten Berg Qaf ist ebenso riesig wie geheimnisvoll und abwechslungsreich. Für einen Durchlauf sind gut 20 Stunden nötig, durchaus viel im Metroidvania-Umfeld.

Jedes Mal, wenn das aktuelle Set an Fertigkeiten vollständig gelernt ist und das Spiel zur Routine zu werden scheint, wird das Ganze um neue interessante Talente und Mechaniken ergänzt. Diese orientieren sich gern an typischen Eigenschaften der Reihe. Wir möchten hier nicht spoilern, die Manipulation von Zeit und Raum spielt aber eine wichtige Rolle.
Kritisieren kann man eine gewisse visuelle Zweckmäßigkeit: The Lost Crown ist nicht überbordend schön, aber zumindest stilsicher. Dafür läuft es auch auf alten PlayStation-4- und Xbox-One-Konsolen mit 60 Bildern pro Sekunde. Gleiches gilt für die Nintendo Switch, die in der Entwicklung eine primäre Rolle gespielt hat. Auf aktuellen Highend-Systemen erreicht das Spiel auch in 4K gar 120 Bilder pro Sekunde, wenn ein entsprechendes Display vorhanden ist.
Fazit
Man kann Ubisoft zu diesem Comeback nur gratulieren. Der Frust über das vermisste Remake von Sands of Time verfliegt angesichts der Qualität dieses tollen Metroidvanias – vermutlich wäre The Lost Crown ohne die Probleme des Schwesterprojekts erst gar nicht entstanden. Glück gehabt!
Screenshots