Ab in die Zeitmaschine! Welche Spiele haben in diesem Monat Geburtstag? Ein Text von Christopher Bär.

Vor 25 Jahren … (April 1999)

1999 war die Zeit der Ein-Mann-Wohnzimmer-Programmierer eigentlich schon vorbei, Hits entstanden meistens in großen Studios. Eine solche Ausnahme ist RollerCoaster Tycoon, das am 12. April 1999 bei uns auf den Markt kam. Chris Sawyer, der 1994 mit Transport Tycoon über Microprose schon eine der beliebtesten Simulationen ihrer Zeit entwickelt hatte, entwickelte auch seinen neuen Vergnügungspark-Simulator fast im Alleingang – einzig für Grafik und Musik holte er sich jeweils einen Helfer an Bord. Microprose waren 1999 schon abgewickelt (siehe Zeitreise Insider 02/2024), also erschien das Spiel über den Käufer Infogrames und Hasbro Interactive. Inspiration für seine Achterbahn-Sim zog Chris Sawyer aus seinen eigenen Erfahrungen: Mit dem Geld, das er mit Transport Tycoon verdient hatte, ging er auf Europa- und USA-Reisen, auf denen er seine Liebe für Achterbahnen entdeckte. 2020 gab er an, über 700 solcher Fahrgeschäfte besucht zu haben, sein Favorit steht übrigens in Deutschland: Taron im Phantasialand. RollerCoaster Tycoon wurde das meistverkaufte Spiel 1999 in den USA, auch in Deutschland ging es durch die Decke: Bereits im August 1999 vergab der Verband der Unterhaltungssoftware Deutschland e.V. die Auszeichnung „Gold”, gleichbedeutend mit mindestens 100.000 verkauften Einheiten.

 

Vor 30 Jahren … (April 1994)

Vor einem Monat hatte Sega Daytona USA in die Spielhallen gebracht – ausdrücklich mit dem Plan, den Arcade-Überflieger Ridge Racer von Namco zu übertreffen. Letzterer war international bereits 1993 erschienen, in deutschen Spiellokalen wurde dieser erst im April 1994 aufgestellt. Was erreichte uns denn da nun, das die Spielhallen in Japan und in den USA dominierte? Ridge Racer basiert auf einem Trend unter japanischen Autoliebhabern, bei dem es darum geht, auf Bergstraßen (Touge/峠) zu rasen und dabei um Kurven zu driften. Das Spiel bietet jedoch auch andere Strecken wie Strand- und Stadt-Kurse. Wie auch der später erschienene Konkurrent Daytona USA zog vor allem die Grafik die Kundschaft in die Spielhallen: Es war das erste Arcade-Videospiel mit 3D-Textur-Mapping. Deswegen – und nicht zuletzt wegen des spaßigen Gameplays – wurde Ridge Racer 1993 zum profitabelsten Automaten in Japan und legte den Grundstein für eine Serie, die mittlerweile, alle Plattformen gezählt, über 20 Einträge hat. Einziger Kritikpunkt an der ersten Iteration des Arcade-Drifters war der fehlende Mehrspieler-Modus. Als Sega 1994 damit auftrumpfte, musste Namco nachlegen: In Ridge Racer 2, das ein paar Monate nach Daytona USA erschien, fuhren bis zu acht Spieler gemeinsam um die Wette. Natürlich wurden auch die Heimkonsolen-Spieler schnell umsorgt: 1994 wurde Ridge Racer auf die PlayStation portiert, 1995 erschien statt der Zweier-Portierung das Spiel Ridge Racer Revolution auf der Konsole, das laut Gunnar und Fabian in Super Stay Forever-Folge #7 die definitive Ridge Racer-Erfahrung bietet.

 

Ebenfalls 1994 erreichte Deutschland ein Arcade-Hype aus einem anderen Genre: NBA Jam, das actionreiche und unrealistisch übermenschliche Basketball-Sportspiel, das 1993 den einnahmestärksten Arcade-Automaten in den USA stellte und gar die Umsätze des im gleichen Jahr erschienenen Mega-Kino-Blockbusters Jurassic Park übertraf. Die übertriebene Action von NBA Jam versammelte Sportfans vor den Automaten: In Zwei-gegen-Zwei-Spielen traten NBA-lizenzierte Athleten (damals noch eine Seltenheit) gegeneinander an und führten Moves aus, die selbst Michael Jordan zu Hochzeiten nicht vollenden hätte können. Hier wurde doppelt so hoch wie die Korbanlage gesprungen und Slam Dunks reingesemmelt, die den Gesetzen der Physik widersprachen. Apropos Jordan: Weil der selbst die Lizenz an seinem Namen und Aussehen besaß, war der Über-Star der 90er-Jahre nicht in NBA Jam enthalten. Einzige Ausnahme war ein Einzelstück, das exklusiv für Michael Jordans private Nutzung angefertigt wurde.

 

Vor 45 Jahren … (April 1979)

Ein Labyrinth, in dem eine kleine Figur über Punkte hinweglaufen muss, um diese einzusammeln, und dabei nicht mit CPU-gesteuerten Figuren kollidieren darf? Richtig, es handelt sich um Gremlins Arcade-Hit Head On, der zuerst im April 1979 in Japan aufgestellt wurde, USA und Europa folgten. Darin fährt der Spieler in einem kleinen, fahrzeugähnlichen Sprite durch ein mit Punkten versehenes Labyrinth, während er dem Computer-Fahrzeug ausweicht. Mittels Hot Seat können zwei Spieler dabei um Punktzahlen ringen. Wer bei der initialen Beschreibung an Pac-Mangedacht hat, liegt nicht ganz falsch: Die Spiele sehen sich recht ähnlich, einen belegten Zusammenhang gibt es aber nicht. Da Head On aber 1979 ein veritabler Hit in den Arcades war – also genau zu der Zeit, als Pac-Man in Entwicklung war –, ist davon auszugehen, dass das Spiel den Pac-Man-Entwicklern Namco bekannt war.