RETRONEWS | Zeitreise Mai 2024: BG, Magic Carpet, Golden Axe
Ab in die Zeitmaschine! Welche Spiele haben in diesem Monat Geburtstag? Ein Text von Christopher Bär.
Vor 25 Jahren … (Mai 1999)
Nur vier Monate nach dem wegweisenden Rollenspiel Baldur’s Gate erschien auch schon das Add-On Tales of the Sword Coast, das das Hauptspiel um 20 bis 30 Stunden Spielspaß ergänzte. Zum Vergleich: Baldur’s Gate selbst nahm je nach Gründlichkeit 50 bis 100 Stunden in Anspruch.
Die Erweiterung behielt die grundlegenden Gameplay-Mechaniken des Grundspiels bei, aber mit einer Vielzahl von Änderungen, die das Spielerlebnis vertieften. Dazu gehörte eine Erhöhung des Erfahrungspunkte-Limits auf 161.000, was es den Charakteren ermöglichte, höhere Stufen im D&D-System zu erreichen.
Die Erweiterung fügte auch eine Vielzahl neuer Schauplätze hinzu, darunter das rustikale Städtchen Ulgoths Bart …
… die geheimnisvolle Eisinsel …
… und die sagenumwobenen Ruinen von Durlags Turm, in dessen Gewölben der schwierigste Gegner des Spiels wartet.
Typisch für klassische Rollenspiele: Die Spielfigur konnte aus dem Hauptspiel importiert und sogar für Baldur’s Gate 2 exportiert werden. Im Vorteil für den zweiten Teil war also derjenige, der Tales of the Sword Coast gespielt hatte. Das merkten die Entwickler in einem Q&A kurz vor Veröffentlichung von Baldur’s Gate 2 an: Alle Charaktere werden auf 89.000 Erfahrungspunkte gebracht, die XP-Obergrenze aus Baldur’s Gate, es sei denn, der Charakter stammt aus Tales of the Sword Coast. In diesem Fall kann der Charakter bis zu 161.000 haben, ein Vorteil für diejenigen, die sich für den Kauf der Erweiterung entschieden haben.
Wer seine Party aus dem abgeschlossenen Hauptspiel importiert, beginnt Tales of the Sword Coast kurz vor dem Ableben des Bösewichts aus dem Grundspiel – dieser im Add-On dann deutlich knackigere Endkampf setzt den Abschlusspunkt vor Baldur’s Gate 2.
Tipp: In unseren Podcasts zu Baldur’s Gate und Baldur’s Gate 2 erfahrt ihr alles, was ihr je über die Rollenspiel-Serie von Bioware erfahren wolltet. Die Folge zum ersten Teil „glänzt“ zudem mit einem Gastauftritt des beliebten Barden Eldoth Kron. Damals war Baldur’s Gate übrigens erst 15 Jahre alt. Eine echte Zeitreise!
Vor 30 Jahren … (Mai 1994)
Über Peter Molyneuxs Einfallsreichtum erfuhren wir bereits im Insider 06/23, als Bullfrog Productions‘ Syndicate 30 Jahre alt wurde. Weniger als ein Jahr später, im Mai 1994, erschien ein in anderer Hinsicht innovatives Spiel: Magic Carpet.
Magic Carpet verließ die klassische Molyneux-Aufbau-Formel, die Spieler oft in allmächtige Strategen verwandelte, die mal in die Spielwelt eingriffen – wie in Populous –, mal im Hintergrund blieben – wie in dem gleichen Jahr wie Magic Carpet erschienene Theme Park. In Magic Carpet wurden die Spieler zu einem Zauberer, der ausnahmsweise nicht allmächtig ist. Sein Mentor war es allerdings (fast), dieser starb jedoch, als er versuchte, mit einem mächtigen Zauperspruch Frieden im Land herzustellen. Das schlug fehl, und die Welt wurde in viele Teile zerschmettert, die sich in Magic Carpet als die Spiellevels darstellen. Durch die reisten die Spieler nur wenige Monate nach Wolfenstein 3D und Doom auf einem – natürlich – magischen Teppich, der für die damalige Zeit vergleichsweise atemberaubend schnell durch die Lande fliegt.
Dies war der größte Pluspunkt für Magic Carpet: Seine grandiose 3D-Grafik und offene Welt, durch die die Spieler mit viel Spaß an der Bewegung auf dem fliegenden Teppich streifen konnten. Anstelle der linearen und beengten Korridore eines Dooms kam hier schon im Jahr 1994 so etwas wie ein Open-World-Gefühl auf. In dieser offenen Welt lieferten sich die Spieler magische Gefechte mit anderen Zauberern, um Manabälle einzusammeln, die das Gleichgewicht der Welt wiederherstellen sollten, sobald in einem Level genug Mana gesammelt wurde. Die Gameplay-Mechaniken waren nicht die stärkste Seite des Spiels, die actionreiche Steuerung und die hübsche Grafik wogen diesen Schwachpunkt jedoch mehrmals auf.
Entsprechend Hardware-hungrig war das Spiel, Computer Gaming World schrieb in Ausgabe 02/95: „Ziehen Sie den hochauflösenden Modus nicht einmal in Betracht, es sei denn, Sie haben einen 8-Megabyte-Pentium mit einer schnellen PCI-Bus-Grafikkarte.” Wer diese (oder stärkere) Komponenten verbaut hat, kann sich das Spiel bei gog.com besorgen. Und vorher die Stay-Forever-Folge #65 über Magic Carpet hören.
Vor 35 Jahren … (Mai 1989)
Als Double Dragon 1987 die Spielehallen im Sturm eroberte, sah auch ein gewisser Makoto Uchida dieser Erfolgsgeschichte von Technos Japan zu. Für seinen Arbeitgeber Sega wollte er „ein Double Dragon entwickeln, das nicht Double Dragon ist.“ So sagte er im Rückblick auf sein im Mai 1989 erschienenes Spiel: „Technos war ein erfahrener Mitspieler. Es gab keine Möglichkeit, mit ihnen zu konkurrieren, wenn wir das Gleiche machten. Ich hatte das Gefühl, dass Arcade-Spiele mit dem großen Konsolenhit Dragon Quest konkurrieren sollten und studierte daher die Welt der Magie und Schwerter, kombinierte dies mit dem Gameplay von Double Dragon und kam schließlich auf das Konzept von Golden Axe.“
Die Handlung von Golden Axe entführte die Spieler in die fantastische Welt von Yuria, die von einem bösen Tyrannen namens Death Adder bedroht wird. Drei tapfere Krieger – Ax Battler, Tyris Flare und Gilius Thunderhead – machen sich auf den Weg, um das Land von der Unterdrückung zu befreien und die Goldene Axt zurückzugewinnen. Verpackt ist diese Fantasy-Prügelei als klassisches Beat ‚em Up, bei dem die drei Figuren unterschiedliche Fähigkeiten mit sich bringen. In die Spielhallen lockte auch der Mehrspielermodus, da jede Arcade Hebel und Knöpfe für zwei Spieler bot, die damit die Levels gemeinsam bestreiten konnten – genau wie bei Double Dragon. So erfolgreich wie das Vorbild konnte Golden Axe nicht werden. Während Double Dragon in Japan und USA souverän erste Plätze der Monats- und Jahres-Arcade-Listen belegte, musste sich Golden Axe mit dem Mittelfeld der Arcade-Hits zufrieden geben.
Golden Axe brachte noch weitere, eher unbedeutende, Fortsetzungen hervor, 2023 kündigte Sega im Rahmen der Game Awards einen Relaunch der Marke an, kürzlich wurde bekannt, dass Comedy Central einen Cartoon zu der Franchise produzieren wird.