Der Star-Wars-Shooter von 1995 bekommt eine Neuauflage. Ein Text von Gunnar Lott.

Dark Forces ist ein Ego-Shooter, der… ach Quatsch, wer Dark Forces nicht kennt, der möge kurz den Browser hierhin lenken:

https://www.stayforever.de/2022/02/dark-forces-sf-119/

Dann sind wir ja jetzt auf Stand. Ich will hier kurz ein paar Sachen zum Remaster von Dark Forces aufschreiben, das vorgestern erschienen ist, für den PC und quasi alle Konsolen der letzten beiden Generationen. Kurz vorweg – ich habe keine Vorabversion erhalten, sondern die PC-Fassung direkt nach Erscheinen für fast 30 Euro auf Steam gekauft, was, bei aller Liebe und Nostalgie, ein ganz schön happiger Preis ist. Das ist ja ein Remaster, kein Remake – also einfach das alte Spiel, technisch aufgebohrt. Und das Original kostet bei GOG, wenn nicht gerade ein Sale ist, knapp sechs Euro. Für die mehr als 20 Euro Aufpreis sollte der Entwickler besser ordentlich was liefern. A prop pos Entwickler, das sind die Remaster-Experten von den Nightdive Studios, die schon Großartiges (das technisch überzeugende Remaster von Turok 3) und eher so Halbgelungenes (die unglückliche Enhanced Edition von Blade Runner) abgeliefert haben.

Für Dark Forces sind sie vor allem zwei Bereiche angegangen, die Grafik und die Steuerung. Es gibt noch ein paar andere, kleinere Änderungen, aber die machen den Kohl nicht fett. Also, die Grafik: Die ist ganz schön aufgebohrt, das Spiel erstrahlt in bis zu 4K, die Texturen sind höher aufgelöst, die Beleuchtung optimiert, es gibt Kantenglättung. Nightdive hat fast alle Stellen der Grafik angefasst und behutsam poliert. Bildschirm-Ratio, Auflösung, Hz-Rate sind einstellbar.

Und es flutscht nur so, 120 FPS sind (systemabhängig) drin.

Vergleich: oben DOS-Screenshots, unten Remaster

Das ist alles ganz beeindruckend, aber es ist natürlich dieser typische Remaster-Look, der immer ein bisschen uneinheitlich wirkt – schließlich sind, Verbesserungen hin oder her, die Gegner immer noch (kantengeglättete) Bitmaps, die Skybox pixelt trotz Upgrade und die Geometrie der Levels ist… kantig. Schon okay, aber ich tue mich bei allem Spaß an optimierter Technik schwer damit, zu sagen, das sähe jetzt viel besser aus als früher. Ist eher Geschmackssache.

Gleiches gilt für die Zwischensequenzen, die waren früher typischer Pixellook, heute sind sie im Comic-Stil nachgezeichnet. Kann man machen, sieht schon cleaner aus und funktioniert in höheren Auflösungen, aber so viel schöner finde ich das nicht.

Vergleich: oben Pixel-DOS, untern Comic-Remaster

Ein paar Sachen sind aber natürlich toll, die Perspektivenkorrektur etwa. Frühe Shooter hatten ja diesen Fischaugeneffekt. Das ist schon alles technisch sehr kompetent, die Technikexperten von Digital Foundry haben ja auch schwer gejubelt.

So, kommen wir zur Steuerung. In Dark Forces hatten wir eine erweiterte Doom-Steuerung, plus Hoch/Runterschauen über Tasten. Die war damals schon schlimm und wurde jetzt durch eine exzellente Maus- (oder Gamepad-)Steuerung ersetzt. Die kann alles, was man heutzutage erwartet, Waffen mit dem Mausrad durchschalten etwa, Mausempfindlichkeit anpassen etc. Ganz toll, aber auch hier habe ich so einen merkwürdigen Moment der Dissonanz zwischen alt und neu – im originalen Dark Forces zielt man eher grob, eine Zielhilfe unterstützt die Schüsse, von denen auch immer mal welche daneben gehen, das ist alles nicht so exakt gewesen damals. Im Remaster ziele ich mit meiner PERFEKT eingestellten Gamer-Maus und dem neuen Fadenkreuz in hoher Auflösung EXAKT auf das linke Auge des Stormtroopers, aber trotz PRÄSZISEN Zielens geht der Schuss fehl, weil da irgendwie noch die alte Schussmechanik von 1995 zu wirken scheint. Ist nicht schlimm, schießt man halt ein paarmal öfter, aber ein irritiertes Gefühl bleibt. Aber es macht schon Spaß, mit voller Kontrolle durch die Levels zu rennen, das will ich gar nicht bestreiten.

Ansonsten ist nicht so viel passiert. Nightdive Studios hat der Versuchung widerstanden, das Spiel selber anzupassen, wir haben also noch das Leveldesign von 1995, das man heute mangels klarer Spielerführung sicher als mühsam empfindet, relativ leere und gleichförmige Levels und… auch im Remaster kein freies Speichern in den Einsätzen. Dark Forces hat ein ungewöhnliches Lebenssystem (3 Leben pro Level), das ist erhalten geblieben.

Aber ich habe mir das Schlimmste bis zum Schluss aufgehoben: die deutsche Übersetzung.

Es fängt alles ganz lustig an, als ich den Lauftext zu Beginn anschaue, den Opening Crawl, immer ein angenehmer Star Wars-Moment. Da lese ich überrascht, dass “die neue Ordnung des Imperiums Planeten mit verheerender Wirkung beswingt”. ja, “beswingt”. Ich screenshotte das, weil ich diese absurden kleinen Tippfehler für die Nachwelt bewahren will, aber es stellt sich raus, das war nur die Spitze des Sternenkreuzers (uh, gemixte Metaphern). Schnell ein paar dokumentierte Sünden:

 

Dark Forces hat nicht allzu viel Text und nicht alles ist stark fehlerhaft, das ist also kein großes Problem. Mir scheinen die Menüs am schlimmsten betroffen, vielleicht hat man da in Eile eine KI eingesetzt.

Kurzes Fazit zum Schluss: Technisch kompetentes Remaster, das Dark Forces (das ja ein toller Shooter ist und bleibt) auf aktuelle Systeme anpasst, mit ein paar Mängeln im Detail, vor allem aber einem deutlich zu hohen Preis.

Obwohl, eine Sache ist vielleicht doch das Geld wert, aber hauptsächlich für archäologisch interessierte Menschen wie mich: Das Remaster hat einen zusätzlichen Level, nicht in die Kampagne integriert, sondern separat, vom Menü aus startbar. Das ist der berühmte Avenger-Level, den LucasArts damals in Demos gezeigt hat und der auch auf der Seite der Packung als Karte abgebildet ist – der aber aus dem Spiel entfernt wurde, weil er angeblich zu schwer gewesen war. Teile davon wurden in anderen Levels verwurstet, aber es ist ein ganz schöner Moment, diesen Level jetzt, fast 30 Jahre nach Erscheinen des Spiels, erstmals spielen zu können.

Und ja, er ist ganz schön knackig.

Im Avenger-Level sind wir auf einem Imperiums-Schiff unterwegs