REVIEW | Wizardry: Proving Grounds of the Mad Overlord 3D Remake
Authentizität bis an die Schmerzgrenze: Das Remake von Wizardry respektiert das Original und verlangt auch erfahrenen Rollenspielern alles ab. Ein Text von Fabian Käufer.
Nach gut acht Monaten im PC-Early-Access ist nun das Remake von Wizardry: Proving Grounds of the Mad Overlord in seiner finalen Form erschienen, in dem Zuge auch gleich für Playstation, Xbox und Switch. Nun sind acht Monate quasi nichts, wenn man bedenkt, dass das Urspiel im September 1981 auf dem Apple II das damals langsam aufglimmende Licht der Spielewelt erblickt hat.
Bei dieser Neuauflage dreht sich alles um die Frage, wie sehr man ein über vier Jahrzehnte altes Spiel rundlutschen muss, um es heute auf den Markt bringen zu können. Das Studio Digital Eclipse entschied sich für einen sehr konsequenten Weg: Der Dungeon Crawler hat zwar Quality-of-Life-Verbesserungen, zum Beispiel bei Navigation, Lesbarkeit und Party-Management, unter der Schale eines modernen Spiels läuft aber das Original – in einer Bildecke stets in authentischem Schwarzweiß visualisiert. Die Modernisierungen sind also Sehhilfen und Gehstöcke auf einem immer noch unglaublich schweren Gang durch die Stockwerke eines Dungeons, an dessen tiefstem Punkt Magier Werdna ein geklautes Amulett verwahrt.

Digital Eclipse weiß um die möglichen Frustrationen, die damit einhergehen können, und betont an allen Ecken und Enden, wie fordernd das Spiel sei, und dass man definitiv sterben würde. Im Grunde kann jedes noch so harmlos wirkende Monstergrüppchen der eigenen Party die Lebenslichter auspusten. Wer nicht regelmäßig ins Hub-Dorf zurückkehrt, die eigenen Ressourcen sowie Möglichkeiten im Auge behält und fleißig grindet, wird Werdna nie erreichen.

Das kann ein ziemlicher Schlag ins Abenteurer-Gesicht sein, wenn man ausschließlich mit Kenntnissen modernerer Rollenspiele loszieht: Wo man heute behutsam durch die ersten Spielstunden gelotst wird, bis eine echte Herausforderung entsteht, ist Wizardryvon Beginn an unerbittlich. Das sollte man wissen und akzeptieren, dann aber erlebt man hier ein weiteres schönes Werk von Digital Eclipse, das lieber seinen Wurzeln treu bleibt, statt sich mit leicht verdaulicher Rollenspiel-Kost dem Massenmarkt anzubiedern.
Mehr zum Original hört ihr in Folge 103 von Stay Forever, wo Christian und Gunnar Wizardry und einige der Sequels ausführlich besprochen haben.