Meine persönliche Top 10 der besten Schachtelmotive der Might & Magic-Reihe Ein Text von Paul Schmidt, dem Grafiker von Stay Forever

Seit ihrer Entstehung in den 1980er Jahren hat die Might & Magic-Reihe nicht nur die Herzen vieler Rollenspiel-Fans erobert, sondern auch eine Vielzahl beeindruckender Box Arts hervorgebracht. Im Rahmen unserer Top 10 werfen wir heute einen Blick auf diese langlebige Serie, inklusive aller Ableger und Spin-offs.

Platz 10 – Heroes of Might and Magic III

Der Renderlook des Packungsmotivs  zu Heroes of Might and Magic III ist im Gegensatz zur Grafik des Spiels nicht gut gealtert. Und ehrlich gesagt, schon zum Release 1999 haute das sicherlich niemanden um. Aber das Motiv fängt das Schlachtengefühl der Spiele dennoch perfekt ein: Dutzende Einheiten verschiedenster Völker kämpfen in epischen Schlachten um majestätische Festungen, angeführt von uns, dem Spieler, hier stark visualisiert als Heerführer auf hohem Ross.

Im ersten Eintrag sehen wir auch gleich ein markantes Merkmal der Might & Magic Box Arts: sie setzen oftmals auf einen starken Lila-Farbton. Der harmoniert hier sehr gut mit dem kühlen Blau und stellt so einen angenehmen Kontrast zum warmen Gelb des Logos her.

Platz 9 – Might & Magic X: Legacy

Eine kampferprobte Heldengruppe trifft im finsteren Dungeon auf böses Viehzeugs – das Artwork von Teil 10 fasst die Kernessenz der Rollenspiel-Reihe hervorragend zusammen. Die Bewegung der Kampfszene wird dabei durch die schräge Perspektive (den sogenannten “Dutch Angle”) zusätzlich dramatisiert. Leider verliert es durch den etwas leblosen Renderlook an Atmosphäre.
Auch hier finden sich die Lilatöne der Reihe wieder, die man sinnbildlich als Repräsentanz des Magie-Aspekts der Spiele interpretieren könnte. Oder es handelt sich schlicht um einen schlauen Schachzug des Marketings, um sich in den Regalen von der Konkurrenz abzuheben, die oft eher auf Erdtöne oder metallische Farben setzt. Der Ursprung liegt jedenfalls deutlich weiter zurück, dazu kommen wir später in unserer Top 3.

Zugegebener Maßen musste ich bei diesem Eintrag etwas schummeln. Die eigentliche Box des Spiels kommt nämlich mit einer sehr schlichten Gestaltung daher. Dort findet sich lediglich das mächtige Logo auf texturiertem, grünem Untergrund. Ziemlich nichtssagend. Deutlich ansprechender wäre jedenfalls das beschriebene Artwork der innenliegenden DVD-Box gewesen.

Platz 8 – Might and Magic VIII: Day of the Destroyer

Eine bunt zusammengestellte Heldengruppe erforscht finstere Verliese – das klassische Element der Reihe wird hier schick präsentiert. Die uns zugewandten, kampfbereiten Recken erhöhen die Intensität, während ein riesiger Drache von hinten das nahende Unheil bringt. Das Artwork setzt mit sattem Lila beim Drachen einen starken Kontrast zum restlichen, eher farbarmen Umfeld. Leider ist der lieblose Anschnitt des Motivs enttäuschend, da das ursprüngliche Artwork deutlich weiter ging und so auch ruhig die komplette Packung hätte füllen können.

Gezeichnet wurde es von Larry Elmore, einem sehr umtriebigen Künstler in der Rollenspiel-Szene. Er war lange für TSR tätig und illustrierte in den 80er Jahren Artworks für die D&D Handbücher. Später steuerte er auch Illustrationen für Magic-Karten bei und war in der Folge auch an Computerspielen beteiligt. Er begegnet uns später in dieser Liste noch ein Mal.

Erwähnenswert ist hier auch der Release der deutschen “Best of 3DO”-Version, die ein eigenes, im direkten Vergleich aber sehr unspektakuläres Motiv verwendet.

Platz 7 – Might & Magic: Clash of Heroes

Das Spin-Off von 2009 weicht nicht nur in der Spielmechanik von Traditionen der Serie ab. Auch das Artwork grenzt sich mit seiner Manga-Ästhetik klar von den düsteren Vorgängern ab. Das passt zum Stil des Spiels, das mit rundenbasierten Taktik-Schlachten für zahlreiche Plattformen erschien. Auch hier steht die Heldengruppe im Fokus, die sich in die Schlacht stürzt.

Ein Zugeständnis an liebgewonnene Traditionen macht das Spiel dann aber doch: Der starke Lilaton ist wieder mit dabei und zieht sich dieses Mal vom Umhang der Zauberin über den restlichen Hintergrund.

Platz 6 – Might and Magic VII: For Blood and Honor

Erstmals in unserer Liste müssen wir hier ein wenig nach unserem vertrauten Lilaton suchen, finden ihn dann aber bei genauerem Hinsehen zumindest dezent eingesetzt doch wieder. Im Fokus steht auch hier abermals eine diverse Heldengruppe, die gegen ein übergroßes Scheusal kämpft.

Verantwortlich für das Artwork war Boris Vallejo, bekannt für zahlreiche Fantasy- und Sci-Fi-Illustrationen. Unter anderem stammen auch die Artworks zu Spielen wie Shannara und Golden Axe 2 von ihm. Und ja, auch die Genesis-Version von Ecco the Dolphin entstammte seinem Pinsel. Der Stil der Illustration verrät eindeutig seine Handschrift.

Platz 5 – Might & Magic Heroes VII

Teil 7 der Heroes-Reihe perfektioniert in Sachen Box Art alles, was auch schon bei Teil 3 gefallen hatte. Grafisch kommt das Ganze nun aber deutlich realistischer daher und hat nicht mehr den steifen Render-Look seines Vorgängers. Das Motiv zeigt wackere Helden, große Schlachten, göttliche Wesen und strahlende Städte. Der Held hätte dabei aber ruhig etwas zur Seite rücken können, damit mehr von der Landschaft und der anrückenden Armee zu sehen ist.

Platz 4 – Might and Magic V: Darkside of Xeen

Knapp am Treppchen vorbei geritten ist der dunkle Ritter vom Darkside of Xeen Packungsmotiv. Das mag an den seltsam kurzen, anatomisch nicht ganz korrekten Vorderbeinen seines Pferdes liegen.

Sei’s drum. Der sehr individuelle, sofort wieder erkennbare Stil mit knalligen Farben und einem den Betrachter anspringenden Motiv hingegen erzeugt viel Aufmerksamkeit im Regal.
Geschaffen wurde das farbenfrohe Werk von Michael J. Winterbauer, der neben dem Cover-Artwork auch die Karte zum Spiel beigesteuert hat.

Platz 3 – Might and Magic IV: Clouds of Xeen

Hier lässt sich fast alles wiederholen, was schon zu Teil 5 gesagt wurde. Skelett und Drache gefallen mir persönlich aber einen Tick mehr, und die Stadt in den Wolken bringt zusätzlich Atmosphäre.

Auch dieses Artwork samt der Schachtel beiliegender Karte stammt unverkennbar von Michael J. Winterbauer. Der knallige Magenta-Ton ist ein frühes Beispiel für die farbenfrohen Experimente, die die Serie auszeichnen. Und wer genau hinschaut, findet im Himmel auch den Ursprung unseres inzwischen so vertrauten Lilatons.

Platz 2 – Might and Magic VI: The Mandate of Heaven

Ein wiederkehrendes Motiv der Might & Magic-Reihe findet sich hier bis zur Perfektion ausgearbeitet: eine dramatische Kampfszene. Unser Krieger ist bereits den Krallen des Drachen zum Opfer gefallen. Der zeigt sich von den Pfeilen des Bogenschützen unbeeindruckt und bereits zum Angriff auf den Ritter ausholt. Kann unsere Magierin das Blatt noch wenden?

Das alles gestaltet als klassisches, hochdetailliert gezeichnetes Fantasy-Artwork. Dazu satte, kräftige Farben, die hohen Kontrast zur umgebenden Schneelandschaft bieten. Die wiederum zugleich noch ein recht unverbrauchtes Motiv liefert, abseits von den sonst so üblichen, eher düsteren Dungeon-Motiven der Rollenspielwelt.

Larry Elmore zeichnete dieses letzte Artwork für die Reihe, bevor er sich anderen Projekten widmete, darunter dem großartigen Motiv zu EverQuest.

Platz 1 – Might and Magic II: Gates to Another World

Die Box Art zum ersten Teil von Might & Magic ist mehr als nur eine hübsche Illustration. Die von Jim Krogel gezeichnete Karte ist ein Versprechen. Das Versprechen einer großen Fantasy-Welt, die von uns erkundet werden will. Das Versprechen großer Abenteuer und finsterer Gestalten, die bezwungen werden wollen. Es gibt viele kleine Details zu entdecken, die den Wunsch wecken, den Ort im Spiel aufzusuchen. Und dabei findet sich auf der Packung nur ein kleiner Ausschnitt der beiliegenden Weltkarte.

Recht ähnlich in der Anmutung, aber mit weit weniger spannenden Details gefüllt war die Karte zum ersten Teil, die hier zumindest kurz mit erwähnt werden sollte, da sie derselben Prämisse folgt. Auch hier war Jim Krogel für die Illustration verantwortlich.

Stellenausschreibungen zufolge arbeitet Ubisoft bereits an einem weiteren Teil der Might & Magic-Reihe. Wir dürfen gespannt sein,ob als Titelmotiv wieder eine Kampfszene zum Einsatz kommt. Dass man sich auf die Urahnen der Serie besinnt und eine Fantasy-Karte zeichnen lässt, scheint hingegen eher ungewiss. Eine Rückkehr der Farbe Lila ist da schon deutlich wahrscheinlicher.