RETRONEWS | Zeitreise März 2024: Elder Scolls u.a.
Ab in die Zeitmaschine! Welche Spiele haben in diesem Monat Geburtstag? Ein Text von Christopher Bär.
Vor 25 Jahren … (1999)
Nintendo veröffentlichte in Europa im März 1999 Mario Party für die Nintendo 64-Konsole (in Japan 1998, 1999 kam da schon Mario Party 2 raus). Das Spiel prägte das Party-Genre und bot eine unterhaltsame Mischung aus Brettspielmechaniken und Minispielen, die sowohl allein als auch mit Freunden gespielt werden konnten. Mario Party entwickelte sich zu einer langjährigen Franchise mit zahlreichen Fortsetzungen auf verschiedenen Nintendo-Plattformen. Vor der Veröffentlichung von Mario Party gab es nur vereinzelte Party-Spiele, eines der frühesten war wohl Party Mix für den Atari 2600.
Im März 1999 wurde Pepsiman in Japan für die PlayStation veröffentlicht. Das ungewöhnliche Spiel, das von PepsiCo lizenziert wurde, folgt dem japanischen Pepsi-Maskottchen, Pepsiman, der versucht, Pepsi auszuliefern, während er Hindernissen ausweicht. Das Gameplay erinnert an eine Mischung aus Paperboy und Crash Bandicoot. Obwohl das Spiel als Low-Budget-Werbespiel eher eine Kuriosität war, hat es durch seine absurde Figur und Prämisse mittlerweile Kultstatus erreicht und wurde von der englischen Retro Gamer zu einem der „20 Greatest PlayStation Games You’ve Never Played“ gewählt.
Vor 30 Jahren … (1994)
Im März 1994 brachte Sega Daytona USA in die Spielhallen. Das Arcade-Rennspiel wurde für seine moderne 3D-Grafik und sein schnelles Gameplay bekannt und wird heute noch als eines der besten Arcadespiele aller Zeiten genannt. Die Entwicklungsziele von Sega: Daytona USA musste besser sein als Namcos Rennspiel Ridge Racer von 1993 und sollte höhere Verkaufszahlen erreichen – eine schwierige Aufgabe, da Ridge Racer einer der meistverkauften Automaten des Jahres 1993 war. Auf jeden Fall war Daytona USA sehr erfolgreich: Es debütierte auf Platz zwei der „Player’s Choice“-Hitparade des Spielhallenbetreibers RePlay und hielt sich fünf Jahre lang auf der Liste, davon 16 Monate auf Platz 1. Das lag vielleicht auch an der modernen Grafik; Daytona USA war das erste Spiel, das für Segas Model-2-Board erschien, und bot als Neuerung Texture Mapping auf 3D-Polygonen.
Der März 1994 markierte auch die Veröffentlichung von X-COM: UFO Defense (in Deutschland: UFO: Enemy Unknown) für den PC. Das Spiel, entwickelt vom britischen Entwickler Mythos Games und verlegt von Microprose, stand zweimal vor dem Entwicklungsabbruch (zunächst finanzielle Probleme bei Microprose, dann musste der Widerstand des neuen Microprose-Eigentümers Spectrum Holobyte gebrochen werden) und entwickelte sich nach seiner Veröffentlichung schnell zum Kultspiel. In seiner Urfassung war X-COM ein recht simpler Zwei-Spieler-Titel, als Mythos Games jedoch bei Microprose unterkam, gab das Sid-Meier-Studio umfassende Änderungen und Erweiterungen, um dieses besser ins anspruchsvolle Strategie-Portfolio von Microprose (u.a. Civilization) einzugliedern. In einem GDC-Postmortem sprach Entwickler Julian Gollop über die ereignisreiche Entwicklung von X-COM.
Am 25. März 1994 veröffentlichte Bethesda Softworks das 3D-Rollenspiel The Elder Scrolls: Arena, den ersten Eintrag der Elder Scrolls-Reihe. Sowas machen Firmen manchmal, einem einzelnen Spiel gleich einen Seriennamen mitgeben, wie einen schweren Rucksack und dem Versprechen „Du wirst mal groß!“.
Nicht selten schlägt das fehl und dann sitzt so ein Spiel da, wie ein schüchterner Erstklässler mit dem Namen Hannibal Alexander Krawuttke, und kann den Anspruch nicht einlösen.
Aber egal, wir wissen ja, dass das hier nicht passiert ist, die Welt von Elder Scrolls wurde zum Schauplatz einer Reihe erfolgreicher Spiele. Die Reihe spielt auf dem Kontinent Tamriel, spätere Teile konzentrierten sich auf eine Gegend, das 2002 erschienene Morrowind (der dritte Teil der Reihe) etwa auf die gleichnamige Provinz im Nordosten.
Arena ist da ambitionierter – in diesem Spiel reisen die Spieler(innen) auf dem gesamten Kontinent Tamriel umher, der dafür prozedural generiert wird. Somit ist Arena auch technisch das größte Rollenspiel aller Zeiten – die Wildnis zwischen den Städten ist theoretisch unendlich, um zur nächsten Stadt zu gelangen, ist die Schnellreise-Funktion nötig. Der Titel „Arena“ entstammt dem ursprünglichen Konzept des Spiels, das vorsah, sich auf Arena-Kämpfe zu beschränken, die in Tamriels Städten bestritten werden, bis die Spielfigur Champion wird. Im Laufe der Entwicklung kamen jedoch Nebenquests und Rollenspiel-Elemente hinzu, die Arena zusammen mit dem Hinzufügen von erkundbaren Städten und Dungeons zu einem klassischen Rollenspiel im Ultima Underworld-Stil werden ließen.
Heinrich Lehnhardt sprach im Test für die PC Player von „der angenehmen Rollenspiel-Überraschung der Saison“, bemängelte aber die langsame Grafik und die lahme Story, insgesamt ordnete er es im oberen Mittelfeld der Rollenspiel-Konkurrenz ein:
Aus heutiger Sicht ein kompetenter Dungeon Crawler, der allerdings mit den späteren Spielen im Elder-Scrolls-Universum nicht allzuviel zu tun hat, die Lore ist noch nicht sehr ausdifferenziert und überhaupt wirkt der Titel durch seine autogenerierten Gegenden ein bisschen flach. Und natürlich, es ist ja ein Bethesda-Spiel, war es beim Erscheinen voller Bugs und Exploits, viele von denen sind auch in der heutigen Version noch enthalten.
Heute noch spielbar? Ja, ohne Probleme. Bethesda bietet das Spiel kostenlos an: Steam, GOG
(Dieses Textlein erschien in kürzerer Form zuerst im Stay Forever Insider 3/2024)