Carsten Wieland, Comic-Künstler, Autor und Game-Designer ist verstorben. Ein Nachruf von Gunnar Lott.

Carsten Wieland, ein vielseitiger Künstler, Unternehmer und Kreativer, ist von uns gegangen. Sein Leben war geprägt von einer außergewöhnlichen Bandbreite an Talenten und einer Leidenschaft für Kunst und Unterhaltung, die sich in zahlreichen Projekten und Firmengründungen widerspiegelte. In einem Podcast aus dem Jahr 2020 beschrieb er sich selbst als jemanden, der im Laufe seines Lebens immer wieder nach neuen Wegen gesucht habe, sich neu zu erfinden. Tatsächlich lässt sich sein beeindruckendes Schaffen kaum in Worte fassen, denn es erstreckte sich über viele verschiedene Medienformen.

Wielands Karriere begann nach einem Grafikdesign-Studium in den 1980er Jahren als Comic-Künstler. Ein Meilenstein dieser Zeit war sein Beitrag zur legendären Comic-Reihe Schwermetall, in der 1991 ein komplettes Album von ihm erschien. Doch Comics waren nur der Anfang: Er fand auch seinen Weg ins Fernsehen, wo er unter anderem das Maskottchen für Frank Elstners Samstagabendshow Nase vorn entwarf – ein Nashorn, das er auch in der Zeitschrift Freizeit Revue weiterleben ließ und in kleinen Animationen für die Show zum Leben erweckte.

In den 1990er Jahren wandte sich Wieland einer weiteren Leidenschaft zu: den Videospielen. Als Mitgründer von New Generation Software erlangte er große Bekanntheit mit dem Spiel Wet: The Sexy Empire. Basierend auf seinen Zeichnungen der erotischen Comic-Figur Lula verkaufte sich das Spiel weltweit über 250.000 Mal. In den darauffolgenden Jahren gründete er weitere Firmen wie Redfire Software und Grasland Productions, die sich ebenfalls auf Games spezialisierten – oft mit einem erotischen Schwerpunkt. Wieland war in diesen Projekten stets die treibende Kraft als Grafiker und Game Designer. Ein ehemaliger Kollege beschrieb ihn als ein Arbeitstier, das in kürzester Zeit beeindruckende Ergebnisse erzielte.

Seine Weggefährten und ehemaligen Kollegen sprechen mit großer Wertschätzung von ihm. Eine damalige Kollegin erinnerte sich daran, wie sehr sie die Zusammenarbeit mit ihm genossen habe und beschreibt die Zeit bei ihm als eine der schönsten ihrer Karriere. Wieland war für seinen Humor, seine Kreativität und seine Offenheit bekannt – er war immer bereit, seine zahlreichen Geschichten zu erzählen, die von seinem unermüdlichen Schaffensdrang und seiner positiven Lebenseinstellung zeugten.

In den letzten Jahren widmete sich Wieland der Aquarellmalerei und teilte seine Werke über YouTube und in Lehrbüchern. Einige seiner Malerei-Videos unterlegte er mit eigener Musik – ein weiteres Beispiel für seine erstaunliche Vielseitigkeit.

Carsten Wieland hinterlässt ein beeindruckendes künstlerisches Vermächtnis zwischen Trash und Hochkultur. Er wird als kreativer Freigeist in Erinnerung bleiben, der nie davor zurückschreckte, neue Wege zu gehen und verschiedene Kunstformen miteinander zu verbinden.

(Wir hatten kürzlich, für einen Podcast zur „erotischen Wirtschaftssimulation“ Wet: The Sexy Empire Kontakt per E-Mail mit Carsten Wieland, Kopf und Herz des Projektes. Er sagte uns direkt ein Interview zu, dann aber kurz darauf wieder ab, aus gesundheitlichen Gründen. Wenig später riss der Kontakt ganz ab, wir erfuhren später, dass Carsten kurz nach der letzten Mail verstorben ist.)

[Bildnachweis: Aufmacherfoto: privat, Screenshots: Mobygames.com]