RETRONEWS | Neuer deutscher Patch für The Dagger of Amon Ra
Unser Cutter Johannes hat The Dagger of Amon Ra mit einer neuen Übersetzung und kleinen Optimierungen noch besser gemacht. Ein Text von Christopher Bär.
Es gibt Spiele, die verdienen eine zweite Chance, sei es durch eine neue Perspektive oder schlichtweg durch eine bessere Übersetzung. Genau das dachte sich unser Cutter Johannes, als er sich The Dagger of Amon Ra (das zweite Laura-Bow-Abenteuer) vornahm, ein klassisches Adventure von Sierra On-Line aus dem Jahr 1992. Das spielte er im Rahmen einer Stay-Forever-Spielt-Hommage im Spezialgelagerten Sonderpodcast. In einer beeindruckenden Eigenleistung hat er die deutsche Übersetzung des Spiels nicht nur vollständig überarbeitet, sondern auch kleine Gameplay-Hürden aus dem Weg geräumt.
„Die originale deutsche Version hatte dann doch ihre Schwächen“, erzählt Johannes. Schwächen, die von holprigen Übersetzungen bis hin zu technischen Problemen reichten. Ein Paradebeispiel: An einer Stelle sieht man im Spiel zwei mit Blut geschriebene Buchstaben auf einem Tisch – zumindest im englischen Original (letters). Die deutsche Übersetzung machte daraus „zwei in Blut geschriebene Briefe“. „Das war kein Einzelfall“, ergänzt Johannes. „Auch klangen viele Dialoge nicht, als wären sie von Muttersprachlern übersetzt worden. Jedes ‚that sounds like‘ wurde mit ‚das tönt‘ übersetzt.“

Doch nicht nur sprachliche Ungenauigkeiten trübten die Erfahrung. An einer Stelle crashte das Spiel schlichtweg, weil der Text zu lang für die Textbox war. Johannes korrigierte diese Fehler, um das Abenteuer rund um die Journalistin Laura Bow für deutsche Spieler zugänglicher zu machen.
Neben der Übersetzung nahm sich Johannes auch ein berüchtigtes Problem des Gameplays vor. The Dagger of Amon Ra verlangte von Spielerinnen und Spielern oft eine fast pixelgenaue Präzision. „Es gibt Stellen, an denen man mit einem ausgerüsteten Item genau einen Pixel treffen muss, etwa einen Draht, der nur einen Pixel breit ist“, erklärt Johannes. „Das Problem: Es war nicht klar, welcher Punkt des Cursors tatsächlich der aktive Hotspot war.“ Die Lösung? Johannes setzte einen weißen Pixel an die relevanten Stellen der Cursor-Grafiken, um Spielern einen klaren visuellen Anhaltspunkt zu geben. „Ein kleiner Aufwand, der aber Frustration reduziert.“

Für Johannes war dieses Projekt mehr als nur eine technische Herausforderung. „Mein Grundgedanke war, dass ich das Spiel eigentlich gar nicht so übel fand und mir eine Art Remaster gewünscht hätte, die diese kleinen Unzulänglichkeiten behebt“, sagt er. Da aber ein offizielles Remaster unwahrscheinlich ist, schuf er seinen eigenen Beitrag dazu.
Es blieb dabei nicht nur bei der Übersetzung und den Optimierungen. Johannes experimentierte mit einem modernen Coin-Interface, ähnlich wie bei Monkey Island 3, und modernisierte das Inventar und Notizbuch. Doch für eine vollständige Überarbeitung fehlte letztlich die Zeit. „Ich überlege allerdings, ob ich nicht Julia Minamata anschreiben sollte, um ihr anzubieten, The Crimson Diamond ins Deutsche zu übersetzen. Hätte ich schon Bock drauf.“
Neben all der Arbeit am Spiel erlaubte sich Johannes noch einen kleinen Gag in den Credits. Der Chefprogrammierer Bob Andrews wurde um den Zusatz „Recherchen und Archiv“ ergänzt – eine charmante Anspielung, die zeigt, mit wie viel Herzblut und Humor Johannes an dieses Projekt herangegangen ist.

Mit seiner neuen Übersetzung und den gezielten Verbesserungen hat Johannes The Dagger of Amon Ra nicht neu erfunden, sondern den ohnehin spielenswerten Klassiker zugänglicher und angenehmer gemacht. Für Fans des Spiels bietet der Patch eine willkommene Möglichkeit, das Adventure in neuer Qualität zu erleben, ohne die Stolpersteine der deutschen Originalversion. Herunterladen könnt ihr den kostenlosen Patch über die Webseite des Spezialgelagerten Sonderpodcasts, er ist in den Shownotes der (sehr empfehlenswerten!) Gameplay-Folgen zum Spiel verlinkt, zum Beispiel hier: Klick.