REVIEW | Clock Tower: Rewind
Fabian Käufer hat sich die Neuauflage von Clock Tower angeschaut.
Ein Geständnis vorab: Ich dachte vor dem Spielen, dass es sich bei Clock Tower: Rewind um eine Neuauflage des PlayStation-Spiels Clock Tower handelt. Dann habe ich gelernt, dass dieses Spiel nur im Westen so hieß, in Japan war es bereits Teil 2. Rewind ist eine Neuauflage des 1995 nur in Japan für das Super Famicom (aka Super Nintendo) erschienenen Erstlings. Der Ersteindruck ist prima: Das Spiel wurde erstmals übersetzt, auch deutsche Texte gibt es. Ein neues Intro und ein frischer Theme-Song mit Gesang führen ins Spiel ein, in den Menüs finden sich Boni wie Bildergalerien, animierte Comics und ein Interview mit Hifumi Kono, dem Director des Originals.
Solche Beigaben sind letztlich aber nichts, was ein Spiel selbst aufwertet. Eben dieses liegt in der Originalversion und einer neuen Rewind-Fassung vor. Letztere hat nur marginale Anpassungen, darunter ein paar Inhalte, die ursprünglich erst mit Portierungen ergänzt wurden. Das Rückspul-Feature, das der Neuauflage ihren Namen gibt, ist erstaunlich nutzlos: Clock Tower ist ein extrem langsames Spiel, im Rahmen der kurzen Rückspulspanne lässt sich kaum ein Fehler korrigieren – und Fehler können zuhauf passieren.

Clock Tower beginnt mit der Ankunft vier verwaister Teenager-Mädchen im Herrenhaus der Familie Barrows, welche die jungen Frauen adoptiert hat. Die Freude hält nur kurz an, nach dem Prolog sind alle Mädchen außer Jennifer verschwunden. Sie ist fortan die Protagonistin und erkundet in Point-&-Click-Manier die 2D-Villa. Statt ihrer Freundinnen findet sie aber einen Killer mit einer riesigen Schere! Exploration, einfache Rätsel und Fluchtsequenzen wechseln sich in der Folge ab. Was das Spiel damals wie heute interessant macht: Die Anordnung einiger Räume und Items ist ebenso randomisiert wie das Auftauchen des Scherenschurkens. So verläuft kein Durchgang wie der andere, außerdem lassen sich insgesamt acht Enden erspielen. Für das schnellste Ende brettert man ohne weitere Nachforschungen oder Rücksicht auf die anderen Mädchen nach wenigen Minuten im Auto davon. Man kann aber auch tiefer graben und die Geheimnisse um die Familie Barrows und den Scherenmann lüften.
Das Problem daran: Viel Spaß macht es nicht. Dafür hätten spielerische Elemente stärker modernisiert werden müssen. Alles im Spiel bewegt sich wie in Zeitlupe, die Fluchtsequenzen geraten so beinahe unfreiwillig komisch. Da sich Jennifers Ausdauer durch Hinsetzen auffüllt, hockt sie manchmal noch eine ganze Weile auf dem Boden, während der Scherenmann vom anderen Ende des Zimmers aus gemächlich heranschlurft. Nur wenige Räume bieten Verstecke, oft gerät man in Sackgassen, in denen der Tod wartet, ganz selten gibt es Optionen zur Verteidigung.

Die Steuerung über den Cursor ist ärgerlich ungenau. Ich habe in der mir vorliegenden Switch-Version verschiedene Controller getestet. Zunächst besteht bei Eingaben über Stick oder Steuerkreuz eine irritierend große tote Zone, dann aber schießt der Cursor richtig los – und gern über das gewünschte Ziel hinweg. Ob sich das bei den Versionen für PlayStation, Xbox und PC anders verhält, kann ich zum Testzeitpunkt nicht sagen.
So bleibt am Ende ein konzeptuell interessantes Horror-Altwerk, das man für eine genießbare Neuauflage aber viel gründlicher hätte polieren müssen. Die verlangten 20 Euro sind primär aus spielehistorischer Sicht eine Überlegung wert; grundsätzlich finden Horrorfans eine Vielzahl besserer Titel, darunter aktuell auch andere Neuauflagen wie Silent Hill 2 oder Until Dawn. Clock Tower: Rewind ist seit dem 29. Oktober zu einem Preis von 20 Euro für PC, PlayStation, Xbox und Switch erhältlich.