Eine Neuauflage eines Spiels der Turrican-Legende Manfred Trenz. Fabian Käufer hat reingespielt.

Viele ältere Heimcomputer-Besitzer kennen und lieben die Spiele, an denen Manfred Trenz einst mitgearbeitet hat. Nun ist ein weiteres Werk von ihm für aktuelle Systeme erschienen – Rendering Ranger dürfte aber nur einem klitzekleinen Kreis etwas sagen. Warum eigentlich?

Im November 2025 wird Manfred Trenz 60 Jahre alt. Seit der Jahrtausendwende hat er im Spielebereich primär an Portierungen gearbeitet: Micro Machines V3 für den Game Boy Color, Ankh für den Nintendo DS – alles nichts Besonderes, Auftragsarbeiten eben. Und doch horchen Retro-Gamer immer noch auf, wenn sein Name fällt. Die Spiele aus seiner Zeit bei Rainbow Arts – vor allem The Great Giana Sisters und Turrican – sind Klassiker. Doch wie landete Trenz kurze Zeit nach seinen Megahits bei einem nur in Japan veröffentlichten SNES-Spiel namens Rendering Ranger: R2?

Wenn man nicht alles selbst macht …

Zunächst wirkt das Spiel wie eine logische Turrican-Fortsetzung: Typ mit Knarre, viel Action, schicke Grafik, große Bosse. Zum Run & Gun kommen aber Shoot ’em up-Level hinzu, in diesem Genre hatte Trenz unter anderem durch Katakis Erfahrung gesammelt. Grafisch ist Rendering Ranger: R2 exzellent, es zeigt in der Spätzeit seiner Plattform noch mal auf, dass Nintendos 16-Bit-Konsole Actionspiele durchaus schnell und ruckelfrei umsetzen kann.

Allerdings ist es ein weiter Weg, bis das Spiel damals überhaupt fertig wird, drei Jahre arbeitet Trenz mit einem kleinen Team daran. Zum einen soll das Ganze zunächst ein reines Shoot ’em up werden, erst als der Publisher Softgold diesem Genre eine Übersättigung attestiert, kommen die Run & Gun-Level ins Spiel. Zum anderen trägt ein Stilwechsel zur langen Entwicklungszeit bei: Nach dem Erfolg von Nintendos Donkey Kong Country 1994 werden ursprünglich handgezeichnete Assets durch Rendergrafiken ersetzt. So vergeht die Zeit; im Grunde verpassen Trenz und Co. die komplette Hochzeit der 16-Bit-Konsolen. Als die Entwicklungsarbeit schließlich getan ist, hat Softgold kein Interesse mehr an einer Veröffentlichung. So erscheint das Spiel im November 1995 über Virgin nur in Japan und in sehr geringer Auflage. Das führt über die Jahre zu horrenden Preisen für gebrauchte Exemplare.

Der erste Boss ist noch verhältnismäßig leicht.

Für das Geld bekommt man vergleichsweise viel Spielzeit, muss aber dafür schon ordentlich schnelle Finger haben. Rendering Ranger: R2 nutzt Passwörter, bietet mehrere Schwierigkeitsgrade und eine anpassbare Anzahl an Leben – extrem schwierig bleibt es aber in jeder Konfiguration. Für den Massenmarkt wäre das Spiel mit großer Wahrscheinlichkeit zu anspruchsvoll gewesen, Otto Normalspieler verbrennt sich am per se nur zwei Stunden langen Action-Feuerwerk schnell die Finger.

Die Flugabschnitte sind immer wieder ausgesprochen hübsch.

Die Neuauflage von Limited Run Games mindert dieses Problem durch freies Speichern und eine Rückspulfunktion, die dem Spiel den neuen Namenszusatz [Rewind] einbringt. Es bleiben allerdings andere Mankos: Sound und Leveldesign fallen gegenüber der Grafik ab, immer wieder ist das Spiel unübersichtlich, stellenweise unfair. Das wäre ohne größeren Aufwand nun nicht zu beheben gewesen, auch an anderen Stellen ist aber eher überschaubar viel Liebe in die Neuveröffentlichung geflossen: Es gibt die obligatorischen Bildoptionen, ein paar Scans von Box und Anleitung, das war es schon. Unerschrockene Retro-Spieler können hier dennoch eine historische Lücke schließen, zumal der Preis der für PC, PlayStation und Switch veröffentlichten Neuauflage mit knapp zehn Euro fair ist.