Die letzte der Neuauflagen von Telltales Sam&Max-Spielen. Ein Text von Fabian Käufer.

Die Geschichte des kalifornischen Studios Telltale Games, das seit 2018 nicht mehr existiert, wird in der Rückschau zuvorderst mit den Spielen rund um The Walking Dead verknüpft. Vielleicht noch mit The Wolf Among Us.Und am Lebensende von Telltale mit immer größeren Lizenzen wie Game of Thrones und Guardians of the Galaxy, an denen man sich bei stagnierenden Spielkonzepten mehr und mehr verhob. Der Hype aus der Zeit des ersten Spiels zu The Walking Dead war da lange vorbei.

Noch bevor aber der erste Zombie über den Bildschirm schlurfte, machte Telltale Fortsetzungen von alten LucasArts-Adventure-Hits. Das wirkte damals wie ein Sakrileg. Ganz objektiv gerieten die drei Staffeln rund um Sam & Max (2006 bis 2010) und Tales of Monkey Island (2009) zu durchaus guten, episodischen Adventures. Dass sie nicht den Ruhm ihrer Vorväter erlangten, lag nicht nur an ihrer eigenen Qualität. Die Originale kamen aus einer anderen Zeit des Mediums und fielen für viele in die nostalgisch gefärbte Frühzeit eigener Spielerfahrungen. Die individuellen Erwartungen an Fortsetzungen dürften enorm breit und unmöglich in Gänze zu treffen gewesen sein. Für Telltale wurden die LucasArts-Sequels dennoch zu Grundsteinen der eigenen Erfolgsgeschichte.

Mit einem Affen aus dem All legt man sich nicht leichtfertig an.

Nach dem Ende von Telltale verleibte sich LCG Entertainment den Firmennamen und die Rechte an einigen existierenden Spielen ein, wobei große Marken wie The Walking Dead ausgenommen waren. Eine Reihe ehemaliger Telltale-Mitarbeiter wiederum gründete mit Skunkape Games ein neues Studio und sicherte sich 2020 die Rechte an Telltales früheren Spielen rund um Sam & Max, um diese in überarbeiteter Form für aktuelle Plattformen zu veröffentlichen.

Nach Save the World und Beyond Time & Space ist mit The Devil’s Playhouse nun auch die dritte Sam & Max-Staffel als Remastered-Version für PC, PlayStation, Xbox und Switch erschienen. Für 20 Euro gibt’s etwa 15 Stunden Rätselraten in fünf Episoden, auch The Devil’s Playhouse wurde im Original ja sukzessive in Einzelteilen verkauft. Dadurch entstanden keine richtig großen, mehrere Stunden umfassenden Rätsel, denn jede Episode musste und muss für sich alleinstehend funktionieren. Allerdings schadet das dem Spiel nicht, stattdessen entsteht ein guter Flow, weil man an kaum einer Stelle nennenswert lange hängt.

Durch neue Belichtung wirkt die Grafik moderner und plastischer.

In The Devil’s Playhouse dreht sich viel um unscheinbar wirkende Spielzeuge, die Max aber unerwartete Superkräfte und ihm so eine wichtigere Rolle im Spiel verleihen. Durch besondere Talente, zum Beispiel das Vorhersehen der Zukunft, trägt er mehr zur Lösung von Aufgaben bei. Die erwähnten Spielzeuge locken aber auch neue Widersacher an, zum Beispiel einen despotischen Gorilla aus dem All. All das ist erfrischend turbulent, gut geschrieben, stark vertont. Der Humor wirkt dann und wann dezent infantil bis unangemessen, aber selbst das hat bei Sam & Max ja Tradition.

Im Kern ist The Devil’s Playhouse das gleiche Spiel wie 2010, die Beleuchtung und vor allem die Steuerung wurden aber sehr verbessert. Mir hat es auf jeden Fall Freude gemacht, die zum Erstrelease ignorierten Staffeln in ihren Remastered-Versionen nachzuholen.

Was wird Skunkape Games als nächstes machen? Gegen eine Neuauflage von Tales of Monkey Island hätten wohl wenige etwas einzuwenden. Da werden vermutlich aber noch einige rechtliche Stromschnellen zu umschiffen sein.