Fabian Käufer hat das Remake des kultisch verehrten Horrorklassikers Silent Hill 2 gespielt.

Im Sommer 2023 haben Chris und ich in Folge 64 von Super Stay Forever Silent Hill 2 besprochen. Ein Spiel, das in Fan-Kreisen als unantastbar gilt – und das nicht trotz spielerischer Schwächen, sondern auch gerade deswegen. Es ist ein Spiel mit trägen Kämpfen, konfusen Rätseln und Hunderten sinnloser, verschlossener Türen.

Nachdem ich nun das Remake, das am 8. Oktober für PC und Playstation erscheint, durchgespielt habe, kann ich berichten: Ich bin abermals vierhundertvierundachtzigmal gegen verrammelte Türen gerannt. Das weiß ich so genau, weil das Spiel es am Ende in einer statistischen Übersicht erwähnt. Das polnische Studio Bloober Team, das von Konami mit der Neuauflage beauftragt wurde, hat in dieser Hinsicht also nichts geändert. Silent Hill 2 muss bestimmte Eigenheiten haben, seine Wirkung entsteht aus der Summe mehr oder weniger irritierender Komponenten.

Das Spiel steckt voller kryptischer Botschaften. (Bildquelle: Hersteller)

Dazu gehören auch die Stimmen der Charaktere: der seine eigentlich tote Frau Mary suchende James Sunderland, die in unterschiedlicher Form zu Opfern und Tätern gewordenen Angela und Eddie, das unbekümmerte Mädchen Laura, die verführerische Maria. Sie wurden einst von ihren Motion-Capture-Darstellern vertont, die nicht zwangsläufig auch perfekte Sprecher waren. Ihr Vortrag der oft bizarren bis verstörenden Texte hatte genau das Maß an Befremdlichkeit, die zur Atmosphäre des Spiels passte.

Im Remake sind – für Hardcore-Fans das erste Sakrileg – neue Stimmen zu hören. Man merkt deutlich, dass sie die Eigenheiten des Originals zu imitieren versuchen, was für mein Empfinden gelingt. Natürlich kann ich nie mehr erleben, welche Wirkung die Texte und deren Präsentation auf Erstspieler haben, dafür kenne ich das Original und dessen Geschichte zu gut. Bei der Story hat Bloober Team es – aus gutem Grund – nicht gewagt, Signifikantes zu verändern: James‘ lineare Reise durch die Schauplätze von Silent Hill 2 – und somit auch seine Begegnungen mit anderen Figuren – folgen dem gleichen Verlauf.

Die Suche nach einer Schallplatte ist eins der vielen Rätsel. (Bildquelle: Hersteller)

In spielerischen Details gibt es aber noch Anpassungen: James beherrscht nun eine schnelle Ausweichbewegung, sie ersetzt die im Original langsamen Schritte zur Seite. Außerdem wurden einige der Rätsel zwar nicht in den zu erreichenden Ausgängen, aber im Lösungsweg verändert: Hier dürften sich die Geister scheiden, jede noch so kleine Abweichung vom Original werden einige Spieler als Gotteslästerung auffassen. Ich fand es angenehm, nicht jede abstruse Aktion von einst erneut ausführen zu müssen. Aus Spoilergründen gehe ich nicht ins Detail, aber einige der überarbeiteten Rätsel haben mir sogar ausgesprochen gut gefallen.

Audiovisuell ist das Remake abseits der neuen Stimmen gut gelungen: Musik und Soundeffekte sind hervorragend, die Unreal Engine 5 lässt Areale und Charaktere stark aussehen. Dabei bleibt das alte Flair meist erhalten, es zahlt sich aus, dass Komponist Akira Yamaoka und Monsterdesigner Masahiro Ito am Remake mitgewirkt haben. Über die Gesichter der menschlichen Figuren wird aber ein weiterer Streit ausgefochten werden. Das Antlitz von James hat Bloober Team nach negativem Feedback auf einen 2022er-Trailer für das fertige Spiel noch mal überarbeitet. Aber auch die übrigen Figuren sind eher Interpretationen auf modernerer Basis, keine exakten Nachbauten der einstigen Versionen.

Die Monster sind immer noch schön schaurig. (Bildquelle: Hersteller)

Ist das Remake von Silent Hill 2 nun gelungen? Es ist auf jeden Fall das beste Bloober-Team-Spiel seit Layers of Fear (2016), die letzten Titel des Studios wie Blair Witch (2019) und The Medium (2021) enttäuschten eher. An Story und Atmosphäre hat sich bei Silent Hill 2 fast nichts geändert – was positiv zu bewerten ist. In spielerischen Details wie Kamerasteuerung, Kampfdynamik und Rätseln wurde es modernisiert, objektiv dadurch auch verbessert. Das sperrigere Original bleibt der Sieger, wenn man Leid als zentrales Element der Gesamterfahrung von Silent Hill 2 betrachtet.

Auf dem Bild entdeckt James einen der großen Widersacher. (Bildquelle: Hersteller)