REVIEW | Simon the Sorcerer Origins
Vergessen wir einfach, was nach Teil 2 im Leben von Simon the Sorcerer passierte. Das Prequel Origins sucht stattdessen in der Vergangenheit eine Zukunft für den Zauberer. Ein Text von Fabian Käufer.
Simon mag nie ein Guybrush gewesen sein, vielleicht nicht mal ein Rincewind. Aber seine ersten zwei Grafik-Adventures fanden Mitte der 90er-Jahre viele Fans, auch ich erinnere mich noch an den ersten Teil. Nach langer Pause ging es 2002 mit dem schon damals hässlichen Simon the Sorcerer 3D weiter, mein Interesse war dahin. Dass es 2007 und 2010 weitere, in Deutschland entwickelte Sequels gab, hatte ich komplett vergessen. So toll waren aber auch die nicht.
Von Smallthing Studios aus Italien ist nun eine weitere Fortsetzung namens Simon the Sorcerer Origins erschienen, sie spielt vor dem ersten Teil. Ein junger Teenager-Simon landet unfreiwillig in der Welt der Magie, irgendwie muss er einen Weg zurück nach Hause finden. Dabei trifft er alte und doch neue Bekannte wie den Magier Calypso oder den Hobbykoch Sumpfling. Die vierte Wand wird gut gelöchert, es wird offen angesprochen, dass das Ganze doch ein Prequel sei, man sich noch gar nicht kennen könne.

Das Spiel weiß zu jeder Sekunde, für wen es gemacht wurde – für Fans der ersten Episoden. Das Studio scheint auch eine Ahnung davon zu haben, wo diese Fans vor allem wohnen, denn neben Englisch gibt es nur eine einzige weitere Tonspur: Deutsch. In beiden Sprachen hört man Simons jeweilige Originalstimme, also Chris Barrie (Englisch) beziehungsweise Erik Borner. Das ist ein großer Pluspunkt, Abzüge gibt’s aber für die Grafik. Meine Frau kommentierte das Ganze beim Vorbeigehen mit einem lakonischen „Wieso sieht das Spiel so billig aus?“ Da spielen persönliche Präferenzen rein, ich finde den handgezeichneten Stil allerdings auch nur mittelmäßig. Origins wirkt immer wieder etwas grob und unbelebt.
Man gewöhnt sich aber daran, und ein Adventure steht und fällt eher mit der Qualität seiner Rätsel. In dieser Hinsicht überzeugt Simon the Sorcerer Origins über weite Teile: Mal gewinnt man mit Worten, mal durch kluges Kombinieren von Items und angenehm oft durch logische Anwendung von Item A auf Umgebungsobjekt B. Nun hat das Spiel weder die größte Welt noch richtig viele NPCs zum Reden. Das mag auch mit einem wahrscheinlich überschaubaren Budget zusammenhängen, ist aber ganz angenehm, denn es gibt kaum redundante Gespräche, die in erster Linie Zeit fressen würden.

Um dennoch auf seine im ersten Durchgang etwa acht bis zehn Spielstunden zu kommen, führt das Spiel ein paar Besonderheiten ein: Simon lernt mehrere Zaubersprüche, um die Welt mit Eis, Wind und Feuer zu manipulieren. Er erarbeitet sich auch mehrere Hüte, die beim Tragen die Beschaffenheit von Items verändern. So macht der schwarze Hut aus einem Kristall einen dunklen Kristall, der weiße Hut verändert die Effekte eines magischen Tranks – da stößt die Logik doch noch an ihre Grenzen.

In Kombination mit meiner offenkundigen Unfähigkeit, die Gedankengänge und Erwartungen der Entwickler zu verstehen, haben mich die beschriebenen Systeme in diverse Momente der Verzweiflung geführt. So manches Rätsel musste ich durch wildes Herumprobieren lösen. Und durch Mails an die Entwickler. Ja, lacht ihr nur! Vor Launch finden sich eben keine Komplettlösungen im Internet.
Zu meiner Ehrenrettung: Einige Regeln der Rätsellösungen sind inkonsequent. Weltkarte und Tagebuch lassen sich durch ein Untersuchen im Inventar lesen, ein magisches Wörterbuch wiederum muss ich im Inventar auswählen, dann auf Simon anwenden. Das klingt nach einer Kleinigkeit, hat mich aber eine Weile aufgehalten. Es gibt zwar eine Hotspot-Anzeige, ansonsten aber keine Hilfestellungen, keine aufrufbaren „next steps“. Das kann man kritisieren, aber zumindest nimmt Origins Genre und Spieler ernst. Es ist ein Adventure, das durchaus Anspruch hat.
Trotz kleinerer Schwächen ist es in der Summe das beste Simon the Sorcerer seit den ersten zwei Teilen – es wird aber nur wenige Menschen für sich einnehmen können, die dem Genre oder der Marke nicht bereits verbunden sind. Gespielt habe ich es auf der PlayStation 5, hier gibt es neben Cursorsteuerung auch die von mir verwendete Möglichkeit, Simon direkt mit dem Stick zu steuern. Das hat gut funktioniert, die beste Option für ein Spiel dieser Art bleibt aber die Maus. Das Spiel kostet als Download 25 Euro und ist auf allen aktuellen Konsolen und für den PC erhältlich. Die physischen Versionen sind etwas teurer.
Hinweis: Ich habe das Spiel kostenlos vom Hersteller für dieses Review erhalten.
